Montag, 9. September 2024

Re-read Elantris


Vorbemerkung

Elantris ist eine der Cosmere-Erzählungen, die Brandon Sanderson im Planetensystem Sel angesiedelt hat, in dessen Zentrum der gleichnamige Planet steht.1 Sel ist Heimat to multiple empires that, uniquely, have remained somewhat ignorant of one another. It is a willful kind of ignorance, with each of the three great domains pretending that the others are mere blips on the map, barely worth notice. Zwei Splitter (shards) des ursprünglichen Adonalsiums, Dominion (Herrschaft) und Devotion (Hingabe), haben großen Einfluss auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften auf Sel, und die meisten Traditionen und Religionen lassen sich auf diese beiden Splitter zurückführen. Elantris ist nicht die einzige Cosmere-Erzählung, für deren Geschehen Sel die Bühne ist.2 2012 veröffentlichte Sanderson eine Novelle, The Emperor`s Soul, die ich in einem eigenen Blogbeitrag besprechen werde. In der Anthologie Arcanum Unbound erschien dann 2016 die dritte Cosmere-Erzählung, The Hope of Elantris, für deren Geschehen Sel ebenfalls die Bühne ist. Das Geschehen dieser Kurzgeschichte ereignet sich während des finalen Angriffs von Hrathens Truppen, den Derethi, auf Elantris. Sanderson erzählt, wie ein junges Mädchen durch Hoffnung und Entschlossenheit ihre Gemeinschaft inspiriert, auf Prinz Raodens Eingreifen zu warten, damit dieser mit magischen Kräften den Angriff abwehrt und Elantris rettet: eine Erzählung von Hoffnung und Mut in einer scheinbar aussichtslosen Situation.

Brandon Sandersons Cosmere-Debut

Elantris ist Brandon Sandersons erzählerisches Cosmere-Debut, der Kontinent Arelon die erste fiktionale Welt in diesem Universum. Als Genre betrachtet, gehört Elantris zur High Fantasy, und nach Farah Mendlesohns Rhetorics zur Kategorie der portal quest oder immersive fantasy.3 Elantris ist eine Stadt in Arelon, Kae ein Königreich in einer Sekundärwelt. Insofern ist Elantris als Genre auch eine secundary world fantasy, die in einer vollständig fiktionalen Welt spielt, die eigene Regeln, Kulturen und ein Magiesystem besitzt. Die Stadt Elantris und das Königreich Arelon existieren in einer komplexen, magischen Welt, die von Brandon Sandersons Cosmere-Worldbuilding geprägt ist (immersive fantasy). Sandersons Cosmere ist ein ambitioniertes, übergreifendes Konzept, das seine sekundären Welten, mehrere verschiedenen Planeten mit eigener Kultur und Geschichte verbindet, die alle Teile eines gemeinsamen Universums sind. Jeder dieser Planeten hat ein eigenes Magiesystem (Investitur), das auf den grundlegenden Prinzipien des Cosmere basiert.4

In dem Schwarz einleitenden Essay Über Dinge die neunzehn sind, erzählt Stephan King aus seiner Jugend, davon, was ihm wichtig war, als er 19 Jahre alt war.5 In diesen Jahren wurde J.R.R. Tolkien wahnsinnig beliebt, und ich Hippie-Halbling genug, um nach der Lektüre richtig in die Bücher vernarrt gewesen zu sein. Zu diesen Büchern zählt King zwei weitere Klassiker der Fantasy, die ihre Existenz Tolkien verdanken: Stephen Donaldson Die Chroniken von Thomas Covenant sowie Terry Brooks Das Schwert von Shannara. Ich war, schreibt er, damals für Tolkiens mitreißenden Einfallsreichtum - die Zielsetzung seiner Geschichte - sehr empfänglich, aber ich wollte meine eigene Geschichte schreiben. Mit seiner eigenen Erzählung einer Suche, Der Dunkle Turm, hat Stephan King das Jahre später getan, eine Erzählung, an der er 22 Jahre schrieb. Vergleicht man seine Erzählung mit der Liste der Master Plots von Ronald B. Tobias, dann hat sich Tolkiens Plot der Queste (der Suche) - die Zielsetzung seiner Geschichte – letztendlich doch durchgesetzt, denn Der Dunkle Turm erfüllt die Kriterien von Tobias` Master Plot der Quest, der Suche, wie es auch die Bücher von Tolkien, Donaldson und Brooks tun.6
Der Quest-Plot gehört seit Tolkien zu den Favoriten der Fantasy-Plots, der bis heute immer wieder re-inszeniert wird. Das ist auch in Brandon Sanderson Elantris nicht anders, allerdings hat ihn Sanderson, verglichen mit seinen Vorgängern auf eine elaboriertere Weise angelegt. Wenn sich die Hauptfiguren, Raoden und Sarene, auch in der Erzählung räumlich kaum bewegen, die Bühne des Romans ist die Stadt Elantris, begeben sie sich dennoch auf die Heldenreise, die den Quest-Plot, der ja eine Initiation thematisiert, strukturiert. Auf ihrer Queste werden sie mit all den äußeren und inneren Konflikten und Herausforderungen der Heldenreise konfrontiert, an denen sie wachsen. Ihr Handeln hat epische Dimensionen. Politische Intrigen, Machtkämpfe und religiöse Konflikte haben weitreichende Auswirkungen auf die gesamte erzählte Welt. Im Zentrum der Erzählung steht aber ihre persönliche Entwicklung und die Rettung der fiktionalen Welt Elantris.7

Die Frage, in welchem Maß ein Erzähler am erzählten Geschehen beteiligt ist, beantwortet, wie der reale Autor seinen Leser*innen das Geschehen seiner Erzählung vermittelt. Brandon Sandersons Roman Elantris gehört ins Repertoire des extradiegetischen Erzählers, zu den Erzählungen also, in denen er selbst nicht zu den Figuren des Geschehens, von dem er berichtet, gehört.8 Aber gerade weil der Erzähler von Elantris nicht an dem Geschehen beteiligt ist, sich auf einer Erzählebene außerhalb des Geschehens befindet, ist er auf eine Erzählstimme angewiesen, die ihm eine stellvertretende Teilnahme ermöglicht, um die Wahrnehmungen und das Wissen, die Gefühle und Gedanken seiner Figuren auszudrücken: der Erzähler von Elantris ist genaugenommen, wie etwa Schehrezâd in den Erzählungen aus den Tausendundein Nächten, ein extradiegetisch-heterodiegetischer Erzähler.
Die heterodiegetische Erzählsituation bezieht sich auf Erzähler, die kein Teil des Geschehens sind. In Elantris wird die Geschichte aber nicht von einer allwissenden, auktorialen Erzählinstanz präsentiert, sondern von einem extradiegetischen Erzähler, der auf die Erzählperspektive des heterodiegetischen Erzählers angewiesen ist, mit dem er ein Team bildet. Obwohl der Roman in der dritten Person geschrieben ist, und einen auktorialen Eindruck erweckt, erhalten wir niemals einen umfassenden Blick auf die Gesamtheit der Welt. Stattdessen ist die Wahrnehmung der Handlung auf das begrenzt, was die jeweiligen Figuren wissen und erfahren, was sie erleben und wissen, sodass die Leser*innen die Ereignisse aus ihrer Perspektive erfahren. An dieser Erzählsituation, der Abwesenheit eines auktorialen Erzählers, liegt es auch, dass die vielen Details, die aus der komplexen Welt des Cosmere wie en passant eingestreut sind, aber nirgendwo erschöpfend erläutert werden, die manche Leser*innen provoziert, sich forschend durch Sanderson erzählerisches Werk zu arbeiten. Diese Erzählweise entspricht der heterodiegetischen Erzählsituation, weil das Geschehen innerhalb der Welt von Arelon stattfindet und von Erzählfiguren getragen wird, die der heterodiegetische Erzähler steuert. In Elantris gibt es kein erlebendes, sondern nur das als Person nicht fassbare, erzählende Ich der Erzählerrede. Der Erzähler von Elantris kommt auf diese Weise zwar selbst immer noch nicht in der Erzählung vor (heterodiegetisch), stellt aber sicher, dass er das Handeln der Figuren selektiert, und ihre Wahrnehmungen, ihre Gefühle und ihre Gedanken kennt. Er erzählt über die handelnden Figuren in Elantris. Mit dieser Wahl wird er nicht automatisch zu einem auktorialen, allwissenden Erzähler, der mehr weiß als alle anderen in der Erzählung wahrnehmen und wissen, der kommentiert und bewertet, und die Figuren an der kurzen Leine seiner eigenen narrativen Interessen führt. Brandon Sanderson verwendet in Elantris die epische Er-Form in hauptsächlich zwei personal erzählten Perspektiven, die auf die zwei Hauptfiguren fokussieren: Raoden, der Prinz von Arelon, und Sarene, eine Prinzessin aus Teor. Diese beiden Figuren übernehmen die zentrale narrative Funktion in der Erzählung, die in der Form des Interlacement konstruiert ist, die nicht nur die individuellen Handlungsstränge vorantreiben, sondern auch symbolisch und strukturell wichtige Funktionen in der Erzählung erfüllen. Beide Figuren dienen unterschiedlichen Zwecken innerhalb der Erzählung, sowohl auf der Ebene des Plots als auch im Hinblick auf die thematischen und emotionalen Schwerpunkte des Romans.
Nach dem Fall von Elantris und der Krönung Iadons wurde Raoden Kronprinz von Arelon. Er genoss eine professionelle Ausbildung, die ihn zu einem erfolgreichen König machen sollte. Doch er entwickelte sich aber zu einem politisch unkonventionellen Freigeist, der häufig die Entscheidungen seines Vaters in Frage stellte. Um eine Allianz mit Teod zu erreichen, eine der Nationen des nördlichen Kontinents, wird Raoden, kurz bevor ihn eine mysteriöse »Krankheit«, die Shaod (die Verwandlung), befällt, mit der Teor-Prinzessin Sarene verlobt. Wegen dieser »Erkrankung« wird er zum Elantrier, und in die verfallene Stadt Elantris verbannt, in ein Ghetto, in dem eine verwahrloste Kolonie ebenfalls von der Shaod Gezeichneter, in der das Faustrecht herrscht, eine kümmerliche Existenz fristet.9
In einer ausweglosen Situation wird Raoden zum Erlöser. Er organisiert die Genesung der Elantrier von der Shaod und rettet die Stadt vor dem weiteren Verfall. Während seines Aufenthalts in Elantris entdeckt er die Funktionsweise des AonDor, das einst die Stadt beherrschte, und wird so zum Motor des Geschehens, das sich auf die Rettung und Wiederherstellung der einstigen Größe von Elantris bezieht.
Raodon ist eine Erlöser-Figur, die Elantris reformiert und den dort eingeschlossenen Elantrierern neue Hoffnung gibt, die Gesellschaft von innen heraus transformiert und den physischen und spirituellen Untergang abwendet. Als Erlöser repräsentiert er den Widerstand gegen die Verzweiflung und Passivität der Elantrier, und fördert die Hoffnung auf Besserung der Verhältnisse. Seine Aktivität und seine Führerrolle, trotz seiner erheblichen körperlichen Beeinträchtigung durch die Shaod, inspiriert seine Leidensgenossen, die ihren Lebenssinn in der Wiederherstellung sozialer Beziehungen und gesellschaftlicher Ordnung finden. Als Reformer repräsentiert er eine innere Revolution, verkörpert den Optimismus und die Idee, dass man selbst in den dunklen Zeiten eine Veränderung herbeiführen kann. Sein Handeln demonstriert, dass Veränderung von innen heraus möglich ist, wenn man gemeinsam gegen äußere und innere Hindernisse ankämpft. Sein Handeln bewirkt, dass sich der Status quo von Elantris ändert und die Gesellschaft sich von Grund auf erneuert.
Raodens Verlobte Sarena, die ihn bei ihrer Ankunft in Kae, dem Sitz des Königtums, sofort an die Shaod verliert, ist dagegen eine Kämpferin und politische Aktivistin, diplomatisch geschult, mutig und strategisch. Als geborene Anführerin ergreift sie Partei für Raodens reformerische Ideen. Trotzt der Intrigen, denen sie sich erwehren, und trotz ihrer Schwierigkeiten sich allein in einer fremden Kultur zu behaupten, findet sie ihre neue Rolle in der Dekodierung des Geheimnisses von Elantris. Sarene agiert als Diplomatin und Politikerin, die versucht, das Königreich Arelon vor dem Zusammenbruch zu bewahren, greift aktiv in die Politik des Hofes ein und stabilisiert mit ihrem Handeln den korrupten und schwachen König Iadon, Raodens Vater. Im Gegensatz zu Raoden, der innerhalb von Elantris an der Restauration arbeitet, kämpft Sarene außerhalb der Mauern der Stadt gegen die politische und religiöse Bedrohung durch das Fjordell-Imperium und die Manipulationen des Priesters Hrathen. Sie führt eine Gruppe von Adeligen an, um den Einfluss der Fjordell-Religion Shu-Dereth in Arelon zu begrenzen, was ihr den Platz einer Widerstandskämpferin innerhalb der politischen Sphäre verschafft. Sarene repräsentiert Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in einer patriarchalischen Gesellschaft und behauptet sich erfolgreich gegen die gesellschaftlichen Erwartungen und überkommenen Konventionen. In ihrer Rolle als starke weibliche Hauptfigur, als Frau in einer männerdominierten Welt, verkörpert sie feministische Ideale, indem sie sich gegen traditionelle Rollenerwartungen auflehnt.
Raoden und Sarene existieren innerhalb der erzählten Welt. Ihre Wahrnehmung ist deshalb unvollständig und selektiv und das Geschehen wird aus ihrer subjektiven Sicht erzählt. Ihre Gedanken und Gefühle bestimmen, wie die Leser*innen die Ereignisse in der erzählten Welt von Elantris erleben. Sie stehen neben dem Erzähler und schauen von dort aus den Erzählfiguren und dem dramatischen Geschehen zu, das sich in Arelon und in der Stadt Elantris ereignet.

Moderne Romane wie Elantris kombinieren die berichtende Ezählung (to tell) mit einer szenischen Darstellung (to show), sie werden vor allem in der Figurenrede nicht »erzählt«, sondern »gezeigt«. Diese Erzählweise räumt der szenischen Darstellung gegenüber der berichteten Erzählung den Vorzug ein: Show, don't tell! heißt ein populäres Leitmotiv. Während der berichtende Erzähler aus der Distanz erzählt, verschwindet der szenische Erzähler, ist scheinbar abwesend, ein couvert narrator, mit großer Distanz zum fiktionalen Geschehen.10 Auf diese Weise werden die Leser*innen zu Augenzeugen der Ereignisse, die in allen Einzelheiten wie gegenwärtig dargestellt werden. In der Folge gibt das epische Präteritum seine Vergangenheitsbedeutung auf, und schafft die Illusion gegenwärtigen Erlebens, die sich völlig dem suspense of disbelief ergibt. Das Konzept des Show, don't tell! wird dem russischen Dramatiker Anton Tschechow (1860-1904) zugeschrieben, der gesagt haben soll: Erzähl mir nicht, dass der Mond scheint; zeig mir den Lichtschimmer auf zerbrochenem Glas. Ein leidenschaftlicher Befürworter dieser Erzählweise war auch der US-amerikanische Romancier Ernest Hemingway (1899-1961): If a writer of prose knows enough of what he is writing about he may omit things that he knows and the reader, if the writer is writing truly enough, will have a feeling of those things as strongly as though the writer had stated them. The dignity of movement of an iceberg is due to only one-eighth of it being above water.11
Die Erzählperspektive der beiden Hauptfiguren, Raoden und Sarene, in Elantris ist außerdem intern-fokalisiert, ein Erzählmodus, unter dem Gérard Genette versteht, wer innerhalb einer Erzählung das Wissen vermittelt beziehungsweise wessen Wahrnehmung, Perspektive oder Sichtweise im Vordergrund steht. Anders gesagt: Es geht darum, durch wessen Augen die Geschichte erzählt wird, und wie viel die Leser*innen über das Geschehen erfahren, abhängig von der Wahrnehmung der Erzählfiguren. Der Erzähler von Elantris vermittelt das Geschehen aus der Perspektive der beiden Hauptfiguren, sodass die Leser*innen lediglich deren Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühlen kennen. Intern-fokalisiert bedeutet also, dass die Gedanken, Gefühle und Wahrnehmungen der Figuren unmittelbar ausgedrückt werden, sodass die Leser*innen unmittelbar Einblick in ihre psychische Befindlichkeit erhalten. In Elantris ist die Fokalisierung variabel, denn der Erzähler wechselt zwischen den Perspektiven von Raoden und Sarene. Die Fokalisierung auf die beiden Hauptfiguren erzeugt eine starke emotionale Bindung, die es den Leser*innen ermöglicht, die Welt von Arelon und die Stadt Elantris in unterschiedlich subjektiven Sichtweisen zu erleben. Die Figuren selbst sind in der erzählten Welt verankert und bestimmen, wie Leser*innen das Geschehen interpretieren. Diese persönliche Perspektive, durch alternierende Kapitel präsentiert, macht die Handlung für Leser*innen emotional greifbarer.12
Im Gesamtkontext der Erzählung übernehmen Raoden und Sarene in Elantris zwei komplementäre narrative Funktionen, die sich in ihrer liminalen Position polar ergänzen und gegenseitig in ihrer Entwicklung fördern. Die beiden Figuren bilden zwei sich ergänzende Erzähllinien, die sich parallel entwickeln und auf ein gemeinsames Ziel zusteuern: auf die Rettung der Elantrier und der Stadt Elantris. Während Raoden als Erlöser-Figur die persönliche und spirituelle Erlösung repräsentiert, und sich ganz auf die spirituelle und gesellschaftliche Rettung und die Wiederherstellung der magischen Ordnung von Elantris konzentriert, agiert Sarene als Diplomatin und Politikerin, die das Königreich vor dem äußeren Zusammenbruch bewahrt. Beide Handlungsstränge, gebündelt in den beiden Figuren, symbolisieren die Notwendigkeit, gemeinsam innere und äußere Gefahren zu bekämpfen, um eine Gesellschaft zu stabilisieren. Als zentrale Themen des Romans verkörpern sie die Tugenden Verantwortung, Opferbereitschaft und Hoffnung. Raodens narrative Funktion fokussiert auf die Kraft innerer Stärke, in scheinbar hoffnungslosen Situationen, während Sarene Selbstbestimmung und Widerstand im politischen Kampf in einer patriarchalischen Gesellschaft verkörpert.

1 Brandon Sanderson, Elantris, München, Ebook, 2005.
2 Re-Read The Emperor`s Soul, erscheint in Kürze auf Grüne Sonnen (Brandon Sanderson, The Emperor`s Soul, Dragon Steel Entertainment LLC, 2012); Brandon Sanderson, The Hope of Elantris, in: Arcanum Unbound: The Cosmere Collection, Ebook, London, 2016:126-148.
3 Farah Mendlesohn, Rhetorics of Fantasy, Weslay University Press, Ebook, 2008. Portal-Quest-Fantasy: Characteristically in quest fantasy the protagonist goes from a mundane life - in which the fantastic, if she is aware of it, is very distant and unknown (or at least unavailable to the protagonist) - into direct contact with the fantastic, through which she transitions, to the point of negotiation with the world via the personal manipulation of the fantastic realm. [...] In the quest fantasy we see the world through this transitional narrative: despite the assertion that this world has always existed, the technique remains identical to that of the portal fantasy and the effect on the language of the text is the same, forcing the author to describe and explain what is seen by the point of view character as she negotiates the world (Pos. 234-242). Immersive Fantasy: The immersive fantasy is a fantasy set in a world built so that it functions on all levels as a complete world. In order to do this, the world must act as if it is impervious to external influence; [...] it must assume that the reader is as much a part of the world as are those being read about. It should construct an irony of mimesis in which ornamental speech and persuasive speech become inseparable (Pos. 1571-2697).
4 Das Cosmere und seine komplexen Magiesysteme sind nicht das Thema dieser Studie, und es führt zu weit, in diesem Rahmen darauf einzugehen. Investitur im Cosmere ist der Name für jede Form von Magie, die in physischer, geistiger oder spiritueller Energie existieren kann, und die aus einer übernatürlichen Quelle stammt, der Zersplitterung des Adonalsiums, die an den Urknall erinnert. Im Planetensystem Sel, zu dem Arelon gehört, nur als Beispiel, manifestiert sich die Investitur in Form von Symbolen und Zeichen, der magischen Sprache AonDor, die in Elantris die zentrale Investitur ist. Die Erforschung und Wiederentdeckung dieser Magie ist ein Thema des Romans, das die Handlung motiviert. Eine Übersicht über Sandersons-Cosmere-Termini bietet The Coppermind Wiki - The 17th Shard, eine Online-Plattform, dass den narrativen Cosmos von Brandon Sanderson diskutiert.
5 Stephan King, Schwarz, vollständig überarbeitete und erweiterte Version, Der Dunkle Turm, Bd.1, München, 2003:ix-x (The Dark Tower: The Gunslinger, 1982).
6 Ronald B. Tobias, 20 Master Plots (And How to Build Them), Ohio, 1993 [2003].
7 Auf einen sekundären, untergeordneten Plot in Elantris, werde ich hier nicht eingehen. Tobias` Rescue Master Plot (#4) schließt sich eng an den Quest Master Plot (#1) an, doch er relies heavily on the third arm of the triangle: the antagonistist, und weniger on the psychological subtleties of character, worin die hohe erzählerische Qualität von Elantris besteht. […] the hero of the rescue plot must go forth into the world. Like the quest plot, the hero of the rescue plot searches for someone or something. And like the pursuit plot, the hero ordinarily chases the antagonist. The rescue plot, like the others, is a physical plot: It depends on action more than it depends on the psychological subtleties of character. (Tobias, Master Plots, 86ff.). Es wäre allerdings erforderlich, den Antagonisten der Erzählung, Hrathen, in die Analyse einzubeziehen, doch in Bezug auf den Erzähler und die Erzählperspektive macht das keinen Unterschied aus, vor allem, da ich mich bei meinem Re-read auf den Quest-Plot eingelassen habe (s.o.).
8 Elantris von Brandon Sanderson, veröffentlicht 2005 und ins Deutsche übersetzt 2006, ist ein faszinierender Fall für eine Erzähltextanalyse, da der Roman in vielerlei Hinsicht mit verschiedenen Erzählsituationen und -perspektiven spielt.
9 Die Transformation der Shaod findet im Allgemeinen nachts statt. Die betroffenen Figuren der Erzählung gehören jedem Alter und jeder Gesellschaftsschicht an, und niemand weiß, was es mit dieser Krankheit auf sich hat. Man vermutet, dass sie auf irgendeine Weise auf die Magie des AonDors zurückzuführen ist. Eine Person muss eine gewisse genetische Verbindung zu Arelon haben und sich in Arelon aufhalten, um vom Shaod betroffen zu werden.
10 Die Termini berichtende Erzählung und szenische Darstellung verwendet Franz K. Stanzel, und charakterisiert sie als panoramisch oder mimetisch (Typische Formen des Romans, Göttingen, 1993:11-17 [1964]). Gérard Genette verwendet eine andere, relevante Unterscheidung, die sich auf die Fakutalität beziehungsweise Fiktivität von Erzähltexten bezieht. Danach ist die berichtende Erzählung das Medium für die narrative Geschichtsschreibung, Chroniken oder Lexikonartikel, deren Erzählen von assertiven Sprachhandlungen wie feststellen, behaupten, berichten, aussagen, schließen usw. charakterisiert wird, sodass die Wahrheit oder Falschheit einer Äußerung festgelegt ist. Diese Erzähler berichten faktual heterodiegetisch aus der Perspektive des unbeteiligten Beobachters. Die Fiktivität der szenischen Darstellung handelt von einem nicht-wirklichen Geschehen, das assertive Sprachhandlungen von nicht existieren- Ereignissen verwendet.
11 Hemingway Eisbergtheorie, seine Theorie der Auslassung, entwickelte er in den Jahren als Zeitungsreporter. Den Begriff verwendete er in seinem Sachbuch Death in the Afternoon (1932) über Geschichte, Rituale und Traditionen des spanischen Stierkampfs (in: Thomas F. Strychacz, Hemingway's Theaters of Masculinity, Google Books, 2017.
12 Brandon Sanderson vermeidet in seinen Erzählungen weitgehend eine externe Fokalisierung, bei der Erzähler nur beobachtend agieren und keinen Zugang zu den Gedanken der Figuren haben. In Elantris bleibt die Erzählung immer eng an die jeweilige Figur gebunden.

Weiter: Die Shaod - Koevolution von Leiden und Heilen, Re-read Elantris, Teil 2


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