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Montag, 14. Oktober 2024

Willkommen im Weblog Grüne Sonnen


Wenn wir bedenken, dass wir alle
verrückt sind, ist das Leben erklärt.

Mark Twain

Wenn wir lesen, erfreuen wir uns nicht nur an den Worten des Autors, wir kommunizieren mit seinem Verstand (Martin Amis, The War Against Cliché, 2001). Geht es dabei um Phantastische Literatur, um Fantasy, dann nehmen wir an seinen Träumen, Visionen und an seiner Imagination teil. Aber auch an seiner Originalität, seiner Weltsicht und in gewisser Weise auch an seiner Ver-Rücktheit. Wie Tassen, die in einem Schrank aus ihrer Ordnung gerückt werden, so verrücken Autor*innen phantastischer Texte die Perspektive des Lesers auf dessen Realität und Gegenwart. Da Träume und Visionen ins Unendliche reichen, sind die Gründe der Fantasie nur dort unauslotbar.

Erzählungen der Fantasy-Literatur handeln von uns allen. Die Autor*innen phantastischer Texte ergreifen in ihnen die Gelegenheit, das, was eine historische Realität nicht tradiert, zu ergänzen, Mythenabbrevationen auszuformulieren oder für unmöglich Gehaltenes, magisch zu inszenieren und zu erklären. Fantasy-Texte behandeln die andere Seite der Vernunft, spiegeln Themen, die archetypisch, magisch und innerpsychisch verortet sind. Die Welt der Träume, Visionen, Wünsche und Passiones, die Atmosphären des Unheimlichen und Erschreckenden, des Numinosen und Spirituellen. Fantasy-Autoren*innen erzählen in ihren Texten von der anderen Seite des Menschen, die in den Schatten des Rationalismus und Materialismus der Aufklärung und der Tyrannei des Verstandes geraten ist. Sie verhelfen einer sekundären Realität zurück in die Wahrnehmung, indem sie einen Gegenentwurf zu aktuellen persönlichen, sozialen und politischen Themen in einer literarischen Form präsentieren, die aus Unbewusstem schöpft und an Unbewusstes appelliert.

Donnerstag, 10. Oktober 2024

Die Shaod - Koevolution von Leiden und Heilen


Mit der Shaod und den Elantriern thematisiert Brandon Sanderson in seiner Novelle Elantris Fragen nach Göttlichkeit, Erlösung, Leiden und menschlicher Autonomie. Während die Shaod einst als göttliche Transformation angesehen wurde, stellt ihre Korruption zu Beginn des Romans den Glauben an die göttliche Unfehlbarkeit in Frage. Damit eröffnet er eine Diskussion über den Sinn des Leidens und den Weg zur Erlösung. In Elantris stellt er den Glauben an das Göttliche der Kraft von Wissen, Vernunft und menschlicher Handlungsfähigkeit gegenüber, wobei die Wiederherstellung der Stadt Elantris durch Raoden als Symbol für das Potenzial des Menschen gelesen werden kann, Erlösung und Transzendenz zu erlangen.1

Man nannte es die Shaod. Die Verwandlung. Sie ereilte die Menschen willkürlich - gewöhnlich des Nachts, während der geheimnisvollen Stunden, in denen das Leben langsam zur Ruhe kommt. Die Shaod konnte einen Bettler, einen Handwerker, einen Adeligen oder einen Krieger treffen. Wenn sie sich ereignete, endete das Leben des Glücklichen und ein neues begann; er streifte seine alte, profane Existenz ab und zog nach Elantris (E, 9).

Montag, 16. September 2024

Tolkiens Elbenfreunde


Ideale sind wie Sterne:
Wir erreichen sie nie,
Wir können aber
- Wie der Seemann auf dem Meer -
Unseren Kurs nach ihnen ausrichten.
Carl Schurz

Ich weiß nicht mehr, wer gesagt hat, Schöpfung sei Erinnern. Meine eigenen Erfahrungen,
und das, was ich gelesen habe, bleiben mir im Gedächtnis und bilden die Grundlage für
meine schöpferische Arbeit. Aus dem Nichts heraus kann ich nichts schaffen
.
Akira Kurosawa

Wenn nicht John Ronald Reuel Tolkien, wer sonst wäre ein Elbenfreund. Der Titel Elbenfreund (Elendil) erinnert an den Herrn der Ringe, und die Leser*innen denken vielleicht an den Hobbit Frodo und seine Begleiter, vielleicht aber auch an die großen Vorfahren Aragons oder die steinernen Monumente der Argonath (S, die zwei edlen Steinernen). Als Frodo endlich den Entschluss fasste, seine Reise anzutreten und sich auf die Abenteuer einzulassen, die ihn entlang seines Weges erwarteten, begegnete ihm Gildor Inglorion aus Finrods Geschlecht. Kaum der Gefahr der Begegnung mit einem der Schwarzen Reiter entronnen, hörten die vier Hobbits den Gesang der Eldar (Elben):1

Doch in diesem Augenblick hörte man ein Singen, das von Gelächter unterbrochen wurde. Helle Stimmen drangen durch die sternklare Nacht. Der schwarze Schatten richtete sich auf, und zog sich zurück.

Montag, 9. September 2024

Re-read Elantris


Vorbemerkung

Elantris ist eine der Cosmere-Erzählungen, die Brandon Sanderson im Planetensystem Sel angesiedelt hat, in dessen Zentrum der gleichnamige Planet steht.1 Sel ist Heimat to multiple empires that, uniquely, have remained somewhat ignorant of one another. It is a willful kind of ignorance, with each of the three great domains pretending that the others are mere blips on the map, barely worth notice. Zwei Splitter (shards) des ursprünglichen Adonalsiums, Dominion (Herrschaft) und Devotion (Hingabe), haben großen Einfluss auf die Entwicklung menschlicher Gesellschaften auf Sel, und die meisten Traditionen und Religionen lassen sich auf diese beiden Splitter zurückführen. Elantris ist nicht die einzige Cosmere-Erzählung, für deren Geschehen Sel die Bühne ist.2 2012 veröffentlichte Sanderson eine Novelle, The Emperor`s Soul, die ich in einem eigenen Blogbeitrag besprechen werde. In der Anthologie Arcanum Unbound erschien dann 2016 die dritte Cosmere-Erzählung, The Hope of Elantris, für deren Geschehen Sel ebenfalls die Bühne ist. Das Geschehen dieser Kurzgeschichte ereignet sich während des finalen Angriffs von Hrathens Truppen, den Derethi, auf Elantris. Sanderson erzählt, wie ein junges Mädchen durch Hoffnung und Entschlossenheit ihre Gemeinschaft inspiriert, auf Prinz Raodens Eingreifen zu warten, damit dieser mit magischen Kräften den Angriff abwehrt und Elantris rettet: eine Erzählung von Hoffnung und Mut in einer scheinbar aussichtslosen Situation.

Brandon Sandersons Cosmere-Debut

Elantris ist Brandon Sandersons erzählerisches Cosmere-Debut, der Kontinent Arelon die erste fiktionale Welt in diesem Universum. Als Genre betrachtet, gehört Elantris zur High Fantasy, und nach Farah Mendlesohns Rhetorics zur Kategorie der portal quest oder immersive fantasy.3 Elantris ist eine Stadt in Arelon, Kae ein Königreich in einer Sekundärwelt. Insofern ist Elantris als Genre auch eine secundary world fantasy, die in einer vollständig fiktionalen Welt spielt, die eigene Regeln, Kulturen und ein Magiesystem besitzt. Die Stadt Elantris und das Königreich Arelon existieren in einer komplexen, magischen Welt, die von Brandon Sandersons Cosmere-Worldbuilding geprägt ist (immersive fantasy). Sandersons Cosmere ist ein ambitioniertes, übergreifendes Konzept, das seine sekundären Welten, mehrere verschiedenen Planeten mit eigener Kultur und Geschichte verbindet, die alle Teile eines gemeinsamen Universums sind. Jeder dieser Planeten hat ein eigenes Magiesystem (Investitur), das auf den grundlegenden Prinzipien des Cosmere basiert.4

Donnerstag, 5. September 2024

Mein Name ist Kvothe!


Aber gerade ihr solltet doch im Klaren sein, wie schmal der Grat ist,
der die Wahrheit von einer überzeugenden Lüge trennt.
Die historische Wahrheit von einer unterhaltenden Geschichte

Kote in Der Name des Windes.1

Die Konstruktion postmoderner Fantasy in Patrick Rothfuss` Königsmörder-Chronik

Die Königsmörder-Chronik von Patrick Rothfuss ist eine epische Fantasy-Romanreihe, die neuerdings in drei Romanen und zwei Novellen vorliegt: Der Name des Windes (2007; The Name of the Wind) und Die Furcht des Weisen (2011; The Wise Man's Fear). Mittlerweile gibt es vier Spin-offs der Königsmörder-Chronik: die drei Novellen The Lightning Tree (in George R. R. Martin and Gardner Dozois (ed.), Rogues, 2014), Die Musik der Stille (2015; The Slow Regard of Silent Things [2014]) sowie Der Weg der Wünsche (2023; The Narrow Road Between Desires), die das Schicksal der Nebenfiguren Bast oder Auri weiterverfolgen, sowie die Kurzgeschichte How Old Holly Came To Be (in Shawn Speakman, Unfettered 2013).
In den primären Erzähltexten steht Kote-Kvothe im Zentrum, ein legendärer Magier, Musiker und Abenteurer, der seine Lebensgeschichte im Gasthaus am Wegstein einem reisenden Chronisten erzählt. Die Romanstruktur und die Erzählperspektiven bieten interessante Einblicke in die Art und Weise, wie Autoren Phantastischer Literatur ihre Erzähltexte konstruieren. Das erzähltextanalytische Instrumentarium von Franz K. Stanzel und Gérard Genette, das ich in meiner Studie anwenden werde, bildet einen ausgezeichneten Werkzeugkasten für einen Blick hinter die Kulissen einer populären Fantasy-Serie.*

* Vgl.a. Herbert W. Jardner, Die Konstruktion sekundärer Welten, Blogbeitrag Grüne Sonnen, 2023.

Seit den 1950er Jahren wurde es zunehmend üblich, dass erfolgreiche Fantasy-Autoren ein strukturelles, narratives Mittel wieder verwenden, das Erzähler schon im Mittelalter entwickelt hatten – die Technik des Interlacement (entrelacement).2 In die moderne Fantasy-Literatur eingeführt haben diese Technik insbesondere Autoren wie J.R.R. Tolkien für sein epochales Werk The Lord of The Rings sowie in dessen Nachfolge Robert Jordan in The Wheel of Time. Im Gegensatz zu den Erzähltexten der heroischen Fantasy sowie der sword and sorcery, die mehrheitlich einem linear-progressiven Diskurs folgen, auf dem sich Reflektorfiguren (POV) auf einem Zeitstrahl bewegen, orientiert sich die epische high fantasy an der Tradition von Werken mit einer breiteren Perspektive und komplexen, in mehrere parallele Erzählstränge gebündelte Plots. Neuerdings hat G.R.R. Martin in seinem Epos A Song Of Ice And Fire diese literarischen Instrumente im Rahmen seiner realistic oder historical fantasy virtuos vorgeführt, und für sein Interlacement-Konzept jeweils eigene, perfekt korrespondierende Point-of-View-Charaktere entwickelt.3 Diese beiden narrativen Mittel markieren mittlerweile den Unterschied zwischen dem talentierten, kreativen Autor und dem vielgelesenen und publizistisch erfolgreichen Autor.

Patrick Rothfuss schlägt in seinem mehrbändigen Debüt der Königsmörder-Chronik einen anderen Weg ein, den er allerdings nicht als erster ging.4

Montag, 26. August 2024

Die Welt der Regenwildnis


Robin Hobbs Novelle Homecoming, Teil Zwei

There is no plenty here, only strangeness that
lurks by day and prowls amongst our huts by night.

Lady Carillions Tagebuch

Vorbemerkung

Die narratologische Analyse der Novelle Homecoming in Das Tagebuch der Lady Carillion, insbesondere die Rolle der Erzählinstanz und der Erzählperspektive, ermöglichte eine fundierte Beurteilung der Stimme, die die Absicht, die die Autorin mit ihrer Novelle bezweckt, an die Leserschaft zu vermitteln, ganz im Sinne von Marshall McLuhans Sentenz The Medium is the Message. Die Konstruktion von Homecoming, das narrative Handwerk der realen Autorin Robin Hobb in der Erfindung fiktionaler Welten, bildet den zweiten Teil meiner Analyse, in der ich beabsichtige, Genre und Worldbuilding der Novelle in den Mittelpunkt meiner Betrachtung zu rücken. In Robin Hobbs erzählerischem Werk liegt der narrative Fokus normalerweise stärker auf den inneren Konflikten ihrer Figuren als auf den äußeren Herausforderungen. Sie konzentriert sich dabei auf das Individuum und die Erforschung der psychischen Befindlichkeit beziehungsweise Traumata ihrer Figuren. In ihrer Novelle Homecoming bildet das Verhältnis zwischen Regenwildnis und Lady Carillion eine konkurrierende Beziehung. Der Charakter der Regenwildnis ist in ihrer Erzählung so präsent, dass die Landschaft als Protagonist betrachtet werden kann, quasi als Antagonist, der mit der Hauptfigur eine rivalisierende Beziehung unterhält, in der beide ihre Kräfte messen.1

Mittwoch, 21. August 2024

Lady Carillions Tagebuch


Robin Hobbs Novelle Homecoming, Teil Eins

Some spirit of the Rain Wilds whispered to me,
»Try to master it and it will engulf you.
Become a part of it, and live.«

Lady Carillions Tagebuch

Vorbemerkung

Es war einmal in einem Reich, in dem Drachen und Menschen zum gegenseitigen Nutzen friedlich zusammenlebten. Drachen-Essenz hatte sich mit der Natur des Menschen vermischt. Aus dieser zufälligen Mischung waren die Altvorderen hervorgegangen. Sie waren groß und schlank gewesen, drachenäugig und mit goldenem Haar. Diese uralte Rasse hatte mit den Drachen zusammengelebt und sich in dieser Symbiose gesonnt.1
Das Reich der Altvorderen (Elderlings) war schon lange untergegangen als Verbannte und Kriminelle aus Jamaillia-Stadt die Ruinen dieser alten Kultur wiederentdeckten, sie plünderten und zerstörten. Robin Hobbs Novelle Homecoming erzählt von diesen Pionieren, der Entdeckung einer versunkenen Stadt und den Konsequenten, die daraus entstehen. Sie überliefert in Form eines Tagebuchs einige Monate aus dem entbehrungsreichen Leben der jamailliaischen Adeligen Lady Carillion Waljin Carrock in der Regenwildnis. Die Erzählung ist nicht nur ein vielleicht verloren gegangenes, und Jahre später wiedergefundenes Tagebuch. Sie bietet auch eine unterhaltsame, spannende Lektüre der Schemaliteratur, die eine wichtige Funktion in Robin Hobbs mehrere tausend Seiten umfassende Serie The Realm of the Elderlings spielt. Sie gehört nämlich

  • zur Geschichte hinter der Geschichte der Serie,
  • ist im Kern feministische Literatur und
  • überbrückt die durch die Tawny Man Trilogy entstandene Unterbrechung zwischen den Romanen der Liveship Traders Trilogy und der Rain Wild Chronicle.

Samstag, 25. Mai 2024

Thank you. Now I am bound


Kulturwissenschaftliche Perspektiven in Robin Hobbs Kurzgeschichte Words Like Coins

Careless words are dangerous. To all.
You waste words on what you can’t change.

Robin Hobb

Vorbemerkung

Es ist interessant zu entdecken, welche Zutaten Robin Hobb mischt, um eine spannende Erzählung zu konstruieren, die ihre Leser*innen fesselt. In ihrer Kurzgeschichte Words Like Coins ist das Worldbuilding einfach und unspektakulär. Für die erzählte Welt reicht ihr ein Bauernhof mit seinen Wohnräumen und Nebengebäuden, ein austrocknender Brunnen und ein paar vertrocknete Felder. Die erzählte Zeit, eine Zeit der Dürre, drei Tage und zwei Nächte im Leben von drei Figuren unterschiedlicher Herkunft. Words Like Coins gehört nach einem Eintrag der englischen Wikipedia1 zu den Erzähltexten mit der die Autorin ihre Serie The Realm of the Elderlings begleitet, obwohl man auch anderer Meinung sein kann, denn die Bezüge zu den narrativen Motiven ihres Hauptwerks sind doch sehr dünn.2

Dienstag, 23. Januar 2024

Das letzte Licht der Sonne


Was wir als Realität bezeichnen, ist nichts anderes
als eine Ansammlung fadenscheiniger Ähnlichkeiten,
die von Gewohnheiten zusammengehalten werden.

Philip Pullman

Wie wir uns erinnern, verändert auch, wie wir gelebt haben.
Wir machen Geschichten aus unserem Leben.

Guy Gavriel Kay

Die historische Fantasy des Guy Gavriel Kay

Paratexte sind eine Informations- und Marketingstrategie von Autor und Verlag, um ihren Leser*innen eine erste Verstellung davon zu vermitteln, was sie vom Inhalt eines Buchs erwarten können. Wer von beiden im Einzelnen für Titel, Klappentext, Autorenvita, Vorwort oder Leitmotiv verantwortlich ist, lässt sich den Texten selbst nicht entnehmen.
Der Buchtitel, dazu gehört auch die Illustration von Vorder- und Rückseite, ist der prominenteste Paratext, und allein für den ersten Eindruck verantwortlich. Deshalb vergibt auch kein Autor einen Titel leichtfertig, ein Verlag schon. Zwischen dem ursprünglichen Titel des Autors, The Last Light of the Sun, und dem Titel der deutschen Übersetzung, Die Fürsten des Nordens, besteht kein inhaltlicher Zusammenhang. Er ist eine Umdeutung.1

1 Für meine Studie verwende ich Guy Gavriel Kay, Die Fürsten des Nordens, Piper Verlag München, 2007 (engl. Original: The Last Light of the Sun, Toronto, 2004.

Der Originaltitel bezieht sich auf den gälischen Kulturkreis (das moderne Wales und Irland) im Westen der erzählten Welt, während der deutsche Buchtitel undifferenziert den Adel des Nordens, die Fürsten der drei Kulturen der Nordseeanrainer benennt. Einen erweiterten Blick über den inhaltlichen Hinweis des Titels hinaus bieten Klappentext und Rückseite des Buchs, die auf reißerische Weise genretypische Klischees bedienen: die Beutezüge der Wikinger sowie die magische Atmosphäre eines Portals in eine andere Welt. Dazu die Illustration in dunklem Blau und Schwarz: ein Drachenboot steuert auf ein gigantisches Felsentor zu. Hinter der Einfahrt leuchtet ein gelbes Licht, das ein dramatischer, wolkenschwerer Himmel beinahe erdrückt. Wer denkt bei diesem Bild nicht an Tolkiens Graue Anfurten oder vergleichbare Portale. Diese Motive sind nicht repräsentativ für G.G. Kays Roman, der weitaus mehr thematisiert. Allerdings deuten sie wichtige Geschehnisse der Erzählung an, denn sie schaffen Motivierungen für die Handlungen der Figuren. Zusätzlich beschwören diese Paratexte die Autorität von Zeugen wie J.R.R. Tolkien, M. Zimmer Bradley, D. Gemmell oder G.R.R. Martin, sodass die Gattung ist eindeutig bestimmt erscheint: Bei dem Roman Die Fürsten des Nordens handelt es sich um ein Erzählwerk der Fantasy.

Samstag, 20. Januar 2024

A Dance with Dragons


Achtung Spoiler!

Ein kommentierter Überblick

George R.R. Martin
A Dance with Dragons [DwDr], Vol.5: A Song Of Ice And Fire, 2005 [ASOIAF]
In der deutschen Übersetzung: Das Lied von Eis und Feuer [LEF] die beiden Halbbände:
Der Sohn des Greifen, 2011 [LEF 5.1]
Ein Tanz mit Drachen, 2012 [LEF 5.2]

Vorbemerkung

Die Veröffentlichung des fünften Bands von Das Lied von Eis und Feuer war bereits für 2006 angekündigt; erschienen ist er aber erst im April 2011. G.R.R. Martin händigte seinem Verleger ein 1500 Seiten starkes Manuskript aus. Ursprünglich plante er eine Trilogie, und A Dance with Dragons sollte der Titel des zweiten Bands werden; später dann der Titel des vierten Bandes. Wie A Storm of Swords für die britische Taschenbuchpublikation in zwei Halbbänden – Steel and Snow und Blood and Gold – erschien, wurde zuerst auch die Veröffentlichung von A Dance With Dragons in zwei Halbbänden angekündigt – Dreams and Dust und After the Feast. Schließlich geriet dem Autor die Fortsetzung des Lied von Eis und Feuer so umfangreich, dass eine geteilte Publikation unumgänglich wurde. G.R.R. Martin entschied sich schließlich für eine Lösung: Anstatt den Roman als Teil Eins und Teil Zwei zu veröffentlichen, verteilte er Charaktere und Schauplätze auf zwei eigenständige Bände der Serie – A Feast of Crows, Band 4, und A Dance with Dragons, Band 5. In A Feast of Crows setzte Martin das Schicksal seiner Charaktere und die Ereignisse im Süden der Sieben Königreiche sowie auf dem neu hinzugekommenen Schauplatz der Eiseninseln fort. Von den Charakteren und Ereignissen im Norden von Westeros und jenseits des Meeres berichtet Martin im anschließenden Schwesterband A Dance with Dragons. Ungefähr ein Drittel der in A Dance with Dragons fortgesetzten Erzählung schrieb Martin bereits für den vorausgegangenen Band A Feast for Crows, obwohl er den größten Teil der Texte umschreiben und an das neue Konzept anpassen musste. Diese Strategie wurde auch deshalb notwendig, damit ein offener Ausgang verschiedener Handlungsstränge auf dem Höhepunkt des Geschehens (cliffhanger) – die Charaktere Sansa Stark, Brienne von Tarth, Jaime und Cersei Lannister betreffend – vermieden wurde. Der Titel des fünften Bands, A Dance With Dragons, bezieht sich auf einen Bürgerkrieg in der frühen Geschichte von Westeros, der inzwischen sowohl als Buch (Fire and Blood) als auch als Film vorliegt (The House of the Dragon). Diese Titelgebung führte schnell zu Spekulationen über den Inhalt des Romans, besonders hinsichtlich der vermuteten, schon lange erwarteten Invasion der Armeen von Daenarys Targaryen in Westeros.

Dienstag, 12. Dezember 2023

A Feast For Crows


Achtung Spoiler!

Ein kommentierter Überblick

George R.R. Martin
A Feast For Crows [AFFC], Vol.4: A Song Of Ice And Fire, 1998 [ASOIAF]
In der deutschen Übersetzung: Das Lied von Eis und Feuer [LEF] die beiden Halbbände:
Zeit der Krähen, 2006 [LEF 4.1]
Die dunkle Königin, 2006 [LEF 4.2]

Vorbemerkung

A Feast for Crows [AFFC] ist das vierte der sieben Bücher von Das Lied von Eis und Feuer, von denen bisher erst fünf Bücher publiziert sind. Wie auch für die drei vorausgegangenen Bände des Epos ASOIAF erhielt auch AFFC mehrere Nominierungen, aber keine Auszeichnung:

  • eine Hugo Award-Nominierung als bester Roman, 2006,
  • eine British Fantasy Award-Nominierung als bester Roman, 2006 sowie
  • eine Quill Award-Nominierung als bester Science Fiction und Fantasyroman, 2006.

AFFC ist der erste Roman der LEF-Reihe, der es an die Spitze der New-York-Times-Bestsellerliste schaffte, etwas Besonderes unter Fantasyautoren, das vorher nur David Eddings, Robert Jordan und Neil Gaiman gelang. Der Publikation des vierten Bandes des LEF ging die Veröffentlichung der Erzählung Arms of the Kraken (in Dragon Magazine, 08.2002) voraus, die auf den ersten vier Eiseninsel-Kapiteln von AFFC basiert und zusammenfasst, was sich dort ereignet:

Mittwoch, 6. Dezember 2023

Earendils letzte Fahrt


In der letzten poetischen Version seines literarischen Lebensthemas schildert Tolkien Earendils Passage durch das Tor der Nacht. Christopher Tolkien nimmt an, und dies deckt sich mit meinem Eindruck, dass dieses Gedicht allen Abrissen und Notizen zum Earendil-Motiv vorausging. Wie sich weiter zeigen wird, enthält es bereits alle Merkmale der Märchensaga Earendil, die auch in ihrer weiteren Bearbeitung durch Tolkiens kontinuierliche Umdichtungen und Neuerfindungen dieser Erzählung weder an poetischer Dichte noch an narrativer Qualität verlieren konnte.

Mittwoch, 29. November 2023

Vom Urbild des Seefahrers zum Botenstern


Der letzte bedeutende Einfluss, den Tolkien für die Konzeption seiner Earendil-Gestalt nutzte, stammt aus William Morris Erzählungen The Earthly Paradise und The House of the Wolfings sowie aus dessen altnordischer Quelle, der Völsunga saga.1 Im Frühjahr 1914 gewann Tolkien den Skeat-Preis für Englisch, den sein College verlieh, und von diesem Gewinn kaufte er die erwähnten Morris-Bücher. Seine Begeisterung für William Morris führte zu Tolkiens ersten eigenen narrativen Experimenten: In dem schwer mit Archaismen und poetischen Wort Umstellungen überfrachteten Stil seines Vorbilds, im Bestreben, die Atmosphäre einer alten Mythe nachzudichten, gestaltete er die erst neuerdings unveröffentlichte Kullervo-Episode der finnischen Kalevala nach, eine Vers- und Prosa-Tragödie ganz im Sinne der Morris-Vorlage The House of the Wolfings. Die Geschichte des hapless Kullervos, eines vom Unglück verfolgten Mannes, der unwissentlich Inzest begeht und sich schließlich verzweifelt selbst in sein Schwert stürzt, wird zur Keimzelle, einer anderen der frühen Verschollenen Geschichten, der von Túrin Turambar und seiner Schwester Niënor alias Niniël.2 Es ist gut vorstellbar, auf welche Weise diese Meilensteine phantastischer Literatur die Fantasie und Imaginationskraft des jungen Tolkien entzündet haben muss.

Samstag, 18. November 2023

Altgermanische Katasterisationen


Während der altenglische Éarendel bereits zu der Engel glänzendster, zum sicher-wahren Strahl der Sonne geworden ist, schildert die altnordische Aurvandillr-Mythe den Augenblick der Katasterisation eines mythischen Helden, greift damit zu einem wahrhaft universellen mythologischen Motiv. Die altnordische Variante ist lediglich als Mythenabbrevation überliefert, ein Fragment, dem Kontext und Erklärung fehlen. Auch der Versuch, benachbarte Texte und Traditionen zu befragen und so die Lücken zu schließen, verstrickt tief in mythisches Dunkel. Schließlich bleiben mehr Fragen offen als Antworten möglich werden: Der Mythos wahrt sein Geheimnis vor dem analytisch-rationalen Zugriff wissenschaftlicher Neugier.

Freitag, 3. November 2023

Die semantische Ambivalenz von altnordisch aurr


Die Namen Éarendel und Aurvandillr sind semantisch identisch, es sind die Namen einer bedeutenden mythischen Persönlichkeit in unterschiedlichem Sprachkostüm.
Die ersten etymologischen Bemühungen von Rudolf Much, der zuerst von an. aurr, Gold, ausging und als Bedeutung der glänzende Wandale (*Auza-wandilaz) vorschlug, brachte ihm viel Kritik, kaum aber wissenschaftliche Klarheit in das Aurvandillr-Problem ein.1 Semantisch einleuchtender ist dagegen Muchs spätere Deutung (1926), Lichtstreif, Lichtstrahl (an. aurr, Gold; an. –vandill zu vöndr, Stab), denn diese Deutung passt viel besser zu einer Astralmythe, die der Aurvandillr-Mythos schließlich suggeriert. Viel geklärt, da anfechtbar, war mit dieser Etymologie aber immer noch nichts.2 Tolkien könnte die etymologischen Spekulationen Muchs gekannt, vielleicht sogar geteilt haben, kreist doch sein Earendil um die Phänomene Glanz und Licht. Insbesondere die strahlende Qualität des Lichtes faszinierte Tolkien, wie Verlyn Fliegers Untersuchung belegt hat, die darauf hinweist, dass Tolkiens ganze Silmarillion-Mythologie auf der Spannung von Wort und Licht beruht.3

Muchs einseitige Priorisierung des altnordischen Lexems aurr als Reflex eines leuchtenden Phänomens, denn dahin zielen seine beiden Deutungen, ist nicht unproblematisch, denn aurr ist semantisch ambivalent.
Jan de Vries denkt im Zusammenhang mit an. aurr in erster lexikalischer Position an:4

  • mit Stein untermischter Sand;
  • Feuchtigkeit, Nässe.5

Mit dieser Bedeutung öffnet de Vries eine Tür, hinter der weitere mysteriöse Mythen warten, deren Interpretation ähnliche Schwierigkeiten machen wie die Aurvandillr-Episode. Eddische Dichtungen scheinen die von de Vries bevorzugte Bedeutung zu bestätigen. Gustav Neckel und Hans Kuhn geben aurr, nasse, schmutzige erde (Ghv.16, Rþ.10, Grt.16); auch bezeichnung der erde (Alv.10).5 In Völuspá 19 (Vsp) steht hvítaauri6 im Zusammenhang mit der Weltachse Yggdrasil, die von weißem nass7 benetzt wird, der als Tau in die Täler fällt. In der entsprechenden Strophe der Vsp. heißt es:

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Earendil in der altgermanischen Kultur


[...] das Unvergleichliche des Mythos ist, dass er jederzeit wahr,
und, bei dichtester Gedrängtheit, für alle Zeiten unerschöpflich ist.

Richard Wagner

Auf einen dieser mysteriösen, ihn eigenartig berührenden Namen stieß Tolkien schon sehr früh, noch während seiner Tätigkeit als Hochschullehrer in Oxford (1913), im Zusammenhang seiner Studien altenglischer und altnordischer Sprachen an der Honour School of English Language and Literature. Verlyn Flieger fasst die Bedeutung dieses Moments für Tolkiens Werk in wenigen Worten zusammen, wenn sie auch darin irrt, dass Earendil the closest thing to a Christfigure in all of Tolkien´s fiction ist, eine Rolle, die auch Frodo Beutlin für sich in Anspruch nehmen kann:

No one familiar with Tolkien´s mythos could mistake the importance of the name Earendel or miss its pervasive presence deep in the fabric of his comology. [...] Earendel is, of course, the half-Elv half-Man savior figure from The Silmarillion who sailed his ship to Valinor in order to plead with the Valar for the rescue of Elves and Men. The resonance of the figure developed over time and underwent considerable change, yet he stands out as the closest thing to a Christfigure in all of Tolkien´s fiction.1

In ihrer Studie kommt Verlyn Flieger hinsichtlich der Herkunft des altenglischen Namens Éarendel und dessen Bedeutung für Tolkien zu einer eher pessimistischen Auffassung: But why the name itself was so important and what precisely it meant to Tolkien has never been made clear, perhaps even to him.2 Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist auch, diese Hypothese zu hinterfragen.

Mittwoch, 18. Oktober 2023

Earendil: Synopsis einer Märchensaga


Es war im Grunde der Anfang von Tolkiens Mythologie.
Humphrey Carpenter

Wie Humphrey Carpenter treffend bemerkt, legte die Persönlichkeit Earendils zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Keim für eine fiktive Mythologie. Earendil ist Tolkiens Figur, der die Rolle übernahm, die Nordische Traumzeit in einer miniaturisierten Eschatologie zu beenden.1 Vorbereitet durch die mythische Funktion Earendils übernehmen die Menschen, die Edain, die Herrschaft über Tolkiens Kosmos Mittelerde. Die unter den Sternen Mittelerdes, in Cuiviénen, an den Wassern des Erwachens, noch vor dem Aufgang von Sonne und Mond, erwachten Eldar (Elben), konnten die primordiale Schönheit der Sternennächte ihrer ersten Tage in den Großen Landen aber nie ganz vergessen. Sie gossen diese Sehnsucht, poetisch formuliert, in einen ihrer schönsten Segensgrüße: Aiya Earendil Elenion ancalima,2 durch den, einem geheimen Kode ähnlich, Mitglieder sozial und politisch verbündeter Kulturen einander erkennen. Earendil begegnet den Leser*innen des Herrn der Ringe zum ersten Mal in Band Eins, Elftes Kapitel von Die Gefährten: Aragorn erzählt den Hobbits, die am Fuß der Wetterspitze lagern, und von Furcht vor den Schwarzen Reitern ergriffen sind, aus den Geschichten der Ältesten Tagen Mittelerdes, und zitiert aus der Genealogie Berens:

Donnerstag, 5. Oktober 2023

Earendil: Mythos oder Märchensaga?


Ich weiß nicht mehr, wer gesagt hat, Schöpfung sei Erinnern.
Meine eigenen Erfahrungen, und das, was ich gelesen habe,
bleiben mir im Gedächtnis und bilden die Grundlage für
meine schöpferische Arbeit.
Aus dem Nichts heraus kann ich nichts schaffen
.
Akira Kurosawa

Einleitung

Die Earendil-Saga gehört zu den Erzählungen der Älteren Tage (The Legends of the Elder Days), an denen John Ronald Reuel Tolkien lebenslang arbeitete. Diese Sammlung von mythischen Erzählungen und Sagas liegen in drei, im Detail doch sehr verschiedenen Sammlungen vor, die er immer wieder überarbeitet und revidiert, und so weiter entwickelt hat.1 Diese drei Sammlungen von fiktionalen Erzählungen wuchsen aus einer einzigen Wurzel, aus Tolkien Faszination und Begeisterung die altenglische und altnordische Literatur, generell für die altgermanischen Kulturen. Daneben beflügelte die Mythologie Finnlands, in Form der Kalevala-Edition von Elias Lönnrot, Tolkiens Fantasie, und beeinflusste sein Denken über Mythologie. In der Auseinandersetzung mit diesen frühgeschichtlichen, europäischen Kulturen verfasste Tolkien zwei Fassungen seiner Mythologie:

  • die in zwei Bänden zuammengestellten Erzählungen in The Book of Lost Tales (dt. Das Buch der Verschollenen Geschichten), und
  • die verschiedenen Versionen der Quenta Silmarillion, in denen er die Verschollenen Geschichten aufgriff und weiterentwickelte, ohne sie abschließen zu können.2

Montag, 6. März 2023

Túrin und Frodo


Tolkiens Theorie des Muts

Weh nun, waltende Gottheit, Unheil geschieht
Hildebrandslied

Tolkien hat seine Theorie des Muts,1 neben der Earendil-Saga, noch in zwei weiteren seiner großen Erzählungen behandelt:

  • in der Befreiung eines der Silmarilli aus Morgoths eisener Krone durch Beren und Lúthien;
  • in der Vernichtung des Einen Ring durch Frodo Beutlin, Samweis Gamdschie und Gollum in den Klüften des Oroduin.

Wie Tolkiens Protagonisten ihre Suche bewältigen,2 ist Inhalt langer Geschichten von Licht und Finsternis, Menschlichkeit und Mut. Die Botschaft, die Tolkien in diesen Erzählungen verkündet, wurde bereits angedeutet: die Verleugnung der Niederlage und das Wissen, dass auch der unwahrscheinlichste Bote seinen Auftrag ausführt. Beren, Frodo und Earendil sind solche Boten, unbeirrbar und beharrlich, Protagonisten des Mutes, heroische Persönlichkeiten, die der Glaube an einen unbeugsamen Willen auch noch im Angesicht eines möglichen Scheiterns auszeichnet.3 Dieser Mut, sagt Tolkien in seinem Beowulf-Vortrag von 1936, sei der große Beitrag der frühen nordischen Literatur. Die Stärke der nordischen Mythenbildung liege gerade darin, dass sie die Ungeheuer ins Zentrum ihrer Überlieferung rückt. Sie

überläßt ihnen den Sieg ohne Ehre und findet eine starke, doch furchtbare Lösung im nackten Mut und Willen.4

Sonntag, 15. Januar 2023

Omenvögel und Psychic Birds - Fazit


Die Natur braucht uns nicht
aber wir brauchen die Natur.

Günter Eich

Die Beziehung des Waldläufers zu seiner natürlichen Umwelt ist durch seine psychiche Verbindung zu seinen beiden Vögeln charakterisiert, die der von Babus Verbindung mit Juhut ähnelt. Wie Juhut sind die beiden Aviar-Vögel Medium, das den Menschen an die Weisheit der Natur bindet. Was Babu noch lernen muss, seine Sazsla selbstbestimmt zu lenken und zu kontrollieren, damit er ihre Fähigkeiten zur Heilung der Welt nutzen kann, beherrscht Dusk von Beginn an.
Dusk steht einer anderen Herausforderung gegenüber als Babu. Seine beiden Aviar repräsentieren externalisierte, psychische Anteile, deren Voraussicht Dusk sich freiwillig untergeordnet hat. Er lässt sich von Kokerlii und Sak leiten, ohne gleichzeitig die Kontrolle an sie abzugeben. Was Babu als einengend und unfrei empfindet, von einem Vogel beeinflusst zu werden, nutzt Dusk als eine Stärke. Er kontrolliert die Vögel, die sich seinem Willen als Extension seines Bewusstseins unterordnen. Muss Babu die Verbindung mit seiner Szasla erst mühsam erwerben, besitzt Dusk seine beiden Aviar als eng mit seinem Bewusstsein verbundene Begleiter.
Auch mit den Sazlas kommt das ökologische Bewusstsein zurück in die bedrohte Welt. Sie erscheinen zur Rettung einer fast zerstörten Welt, während Dusks Aviar ihm nur das Überleben in der Natur ermöglichen; zu deren Rettung tragen sie nicht bei. Sie machen dem Menschen den Zustand seiner Welt nur insoweit bewusst, als sie auf Kommendes hinweisen. Sie sind beide Helfer bei der Bewältigung einer Krise und eröffnen eine neue Perspektive: