Dienstag, 3. Januar 2023

Omenvögel und Psychic Birds - Teil Eins


Phantasie ist alles.
Sie ist die Vorschau auf die
kommenden Ereigisse des Lebens
.
Albert Einstein

Gegenstand dieser Studie1 sind einige Vögel und deren Bedeutung für die Interaktion des Menschen mit der Umgebung, in der er lebt, die in Texten moderner Fantasy-Literatur eine besondere Bedeutung für die Erzählung besitzen. Entweder erfüllen sie eine bestimmte Funktion für den jeweiligen Plot oder sie gehen eine besonders intime Beziehung zu einer der Hauptfiguren ein. Bei der Durchsicht einiger Texte fallen zwei verschiedene Topoi auf:

  • Vögel überbringen Botschaften, sind vorausschauend und formulieren Prophezeiungen, die für die Protagonisten der Erzählung, die sich an einem Scheideweg befinden, meist von zentraler Bedeutung sind;
  • Vögel agieren als externalisierte, psychische Fähigkeiten des Protagonisten, repräsentieren ausgelagerte Ich-Funktionen, und bedienen sich innerpsychischer Prozesse als Medium ihrer Warnungen, Botschaften oder Prophezeiungen.

Omenvögel

Edgar Allan Poe schildert in seinem literaturgeschichtlich bedeutenden Gedicht Der Rabe den nächtlichen Besuch dieses Vogel als unheimliche Begegnung.2 Dieser Rabe stört die Trauer eines Mannes, der seine Geliebte verloren hat, und die er sich sehnend zurückwünscht. Im ersten Moment glaubt er, der Rabe sei ein Bote, den ihm die Geliebte schickte, stellt aber schnell fest, dass es sich bei dem Vogel, der für den Trauenden einzig das Wort Nimmermehr übrig hat, um eine Ausgeburt der Finsternis handelt, in dessen Anwesenheit sich seine Qual ironisch bricht. In den letzten vier Strophen wird dem Mann dies bewusst, und er erkennt die wahre Natur seines unheimlichen, nächtlichen Besuchers:

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!
Ob die Hölle Dich mir sandte, ob der Sturm Dich wehte her!
Du, der von des Orkus Strande – Du, der von dem Schreckenlande
Sich zu mir, dem Trüben, wandte – künde mir mein heiß Begehr:
Find’ ich Balsam noch in Gilead! ist noch Trost im Gnadenmeer?“
Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

„Gramprophet!“ rief ich voll Zweifel, „ob Du Vogel oder Teufel!
Bei dem ew’gen Himmel droben, bei dem Gott, den ich verehr’ –
Künde mir, ob ich Lenoren, die hienieden ich verloren,
Wieder find’ an Edens Thoren – sie, die throhnt im Engelsheer –
Jene Sel’ge, die Lenoren nennt der Engel heilig Heer!“
Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

„Sei dies Wort das Trennungszeichen! Vogel, Dämon, Du mußt weichen!
Fleuch zurück zum Sturmesgrauen, oder zum pluton’schen Heer!
Keine Feder laß zurücke mir als Zeichen Deiner Tücke;
Laß allein mich dem Geschicke – wage nie Dich wieder her!
Fort und laß mein Herz in Frieden, das gepeinigt Du so sehr!“
Sprach der Rabe: „Nimmermehr!“

E.A. Poe beschreibt den Vogel als Unglücksboten, als unheilverkündendes Omen, den der Trauende zuletzt als Dämon, als eine Kreatur des óðinnischen Sturmesgrauen erkennt, und der, einmal in seine Gegenwart entlassen, weichtet nimmer, den er als Phantasma3 ertragen muss:

Und der Rabe weichet nimmer – sitzt noch immer, sitzt noch immer
Auf der blassen Pallasbüste ob der Thüre hoch und hehr;
Sitzt mit geisterhaftem Munkeln, seine Feueraugen funkeln
Gar dämonisch aus dem dunkeln, düstern Schatten um ihn her;
Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her,
Sich erheben – nimmermehr!

Wenn auch humorvoll in Verse gesetzt, so ist auch die erste Begegnung des naiven Jungen Fritz mit dem Raben Hans Huckebein in Wilhelm Buschs gleichnamigen Gedicht eine unglückliche, die auf das schlimme Ende, das der Vogels nimmt, vorausweist:

»Schlapp« macht der Fritz von seiner Kappe
Mit Listen eine Vogelklappe.

Beinah hätt' er ihn! – Doch ach!
Der Ast zerbricht mit einem Krach

In schwarzen Beeren sitzt der Fritze,
Der schwarze Vogel in der Mütze.

Und wie bekannt, so entwickelt sich jede weitere Begegnung, sowie der ganze Aufenthalt des Raben Huckebein im Haushalt von Fritz, als eine einzige Katastrophe. Zuletzt, und dies ist ein interessantes Detail, erhängt sich der inzwischen betrunkene Rabe selbst mit einem Wollknäuel, in das er sich, im Übermut des Rauschs, verstrickt hat:

Der Tisch ist glatt – der Böse taumelt –
Das Ende naht – sieh da! Er baumelt.

»Die Bosheit war sein Hauptpläsier,
Drum«, spricht die Tante, »hängt er hier!«
4

Erneut ist der Rabe ein Unglücksbote und Bösewicht, Wilhelm Buschs Moral seiner Moritat humoristisch ausschmückt. Der Dichter weiß aber auch um die Bedeutung des Raben für den altnordischen Óðinn, dessen Beziehung zum Gehängten (hangatýr) und zum Galgen, zum Rausch sowie von dessen Selbstopfer an der Weltesche. Das Mythologem dieses finsteren Gottes erscheint in der Geschichte von Hans Huckebein im ironischen Gewand der Karikatur. Es ist in diesem Zusammenhang ein weiteres, interessantes Detail, dass Óðinns Vögel, die ihm die Kommunikation über Zeit und Raum hinweg ermöglichen, ebenfalls Raben sind.
Otfried Preussler hat in seinem Jugendbuch Krabat5 diese óðinnische Atmosphäre des Grauens und der unheimlich-mysteriösen, wilden Jagd für die Figur des Müllers und seiner Gesellen genutzt. Dieser finstere Meister der Mühle ist eine der Óðinn-Repräsentanzen der phantastischen Literatur. Tolkiens Gandalf bildet am anderen Pol die übernatürliche Lichtfigur eines positiv besetzten Óðinns. Die allnächtliche Metamorphose der Gesellen der Mühle in Raben, bewerkstelligt mit magischen Sprüchen und bindenden Formeln, stellt eine Vervielfältigung der beiden Óðinn-Begleiter dar: die Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung). Als Augen des altnordichen Totengotts fliegen diese Raben spähend durch den Weltkreis.6 Und wie die Raben des Gottes, berichten auch Raben als des Müllers Augen diesem von den Ereignissen draußen in der Welt. Nicht zufällig kreisen Raben um den Gipfel des Kyffhäuser. Dort ruht eine andere Óðinn-Figur der Sage: der deutsche Kaiser Barbarossa, den die Raben informieren werden, wenn die Zeit seiner Wiederkehr angebrochen ist. Bis es soweit ist, wächst der rote Bart des Kaisers weiter durch den Stein.
Das Mytholgem der Óðinn-Raben als spähende Augen eines verborgenen Magiers ist ein beliebter Topos moderner Fantasy-Romane. Das Unheimliche, das mit diesem Vogel als Boten oder Omen in die Lebenswelt der Protagonisten einbricht, ist die besondere Atmosphäre seines Auftretens.7 Im Hobbit sucht ein Botenvogel, Thorin Eichenschild, den König unter der Berg auf. Der Rabe Roarc Carcssohn, der Herr der großen Raben vom Berg, ist 153 Jahre alt, ein sehr gebrechlicher alter Vogel, aber ein Vogel mit Persönlichkeit:

Er war fast blind, er konnte kaum mehr fliegen, und sein Kopf war oben kahl. Er war ein großer, uralter Rabe. Steif landete er vor ihnen, schlug ein paarmal langsam mit den Flügel und machte eine Verbeugung vor Thorin.

Und dieser ehrwürdige Vogel macht sich auf den beschwerlichen Weg, um seinem Amt nachzukommen: Er informiert Thorin darüber, dass Smaug tot ist. Erfreuliche Nachrichten, die ausnahmsweise ein Rabe zu Thorin bringt: Du kannst unbesorgt in deine Hallen zurückkehren. Der ganze Schatz ist dein – einstweilen. Schon einen Atemzug später prophezeit er ihm dann: Viele sind bestrebt, sich einen Teil der Beute zu sichern,8 und warnt ihn, ganz Omenvogel, vor dem Kommenden.
In aktuellen Fantasy-Romanen übernehmen vor allem Raben und Krähen diese Rolle.9 Während die Gefährten den Ringträger nach Süden begleiten, sichten sie eine Schar Raben, die nach ihnen Ausschau haltend, spähend das Land durchstreift. Am klarem, blauem Himmel erscheinen sie als ein dunkler Fleck, der wie Rauch, vom Wind getrieben, nach Norden zieht:

»Leg dich flach und still hin«, zischte Aragorn und zog Sam in den Schatten eines Hulstbaumes, denn eine ganze Schar hatte sich plötzlich von Hauptschwarm abgesondert und flog in geringer Höhe auf den Bergrücken zu [wo die Gefährten lagerten]. Sam hielt die Vögel für eine große Krähenart. Als sie über ihren Köpfen hinwegflogen in einem so dichten Haufen, daß die Schatten ihnen dunkel über den Boden unten folgten, hörte man ein rauhes Krächzen. [...] »Scharen von schwarzen Krähen überfliegen das ganze Land zwischen dem Gebirge und der Grauflut«, sagte er. »[...]. Ich weiß nicht, was sie vorhaben: [...] aber ich glauhe eher, daß sie das Land auskundschaften. Ich habe auch viele Falken gesehen, die sehr hoch flogen. Ich glaube, wir sollten heute abend weitergehen. Hulsten ist für uns nicht länger sicher; es wird beobachtet«.10

Die hier beschworenen Qualitäten, blauer, klarer Himmel, Schatten, dunkel, rauhes Krächzen, nicht länger sicher, beobachtet, schaffen eine Atmosphäre des Unheimlichen und Bedrückenden, die plötzlich und unvorbereitet in die Lebenswelt der Figuren einströmt, und die in ihnen Gefühle der Abneigung, der Abwehr und von diffuser Angst auslöst.
Robert Jordan, einer der ersten Epigonen Tolkiens, hat das Motiv des spionierenden Vogels als schlechtes Omen im ersten Buch seiner Serie Das Rad der Zeit unverändert von Tolkien übernommen. Auch dort sind die Raben die Augen eines Dunklen Königs, der Quelle des Bösen, der beobachtend auf einem Baum in Emondsfelde sitzt, um den Verlauf der Ereignisse auskundschaften, und die Ta`veren ausfindig zu machen:

Am Rand des Ziegeldaches der Schenke saß ein großer Rabe und schwankte ein wenig im böigen Wind. [...] Er schlug ein wenig mit den Flügeln, legte den Kopf wieder schräg, fixierte sie mit einem toten schwarzen Auge, ohne jede Angst, ohne ein Anzeichen, dass irgendetwas geschehen war.
Rand sah den Vogel verwirrt an. »Hast du jemals einen Raben gesehen, der sich so verhielt?« fragte er ruhig.
Mat schüttelte den Kopf, ohne den Raben aus den Augen zu verlieren. »Nie. Und auch noch keinen anderen Vogel.«
»Ein übler Vogel«, sagte eine Frauenstimme hinter ihnen. [...] »Selbst in guten Zeiten sollte man ihm misstrauen.«11

Die Raben, die in riesigen Schwärmen den Himmel verfinstern, während sie Mondbrut verlassen als die Hohemagier des Imperiums von Malaz die fliegende Festung angreifen, symbolisieren ebenfalls den unheimlichen Aspekt eines dunkeln Königs:

Was dann geschah, hätte niemand erwartet.
Eine schwarze Wolke hüllte Mondbrut ein, und gleichzeitig war ein fernes Kreischen zu hören. Einen Augenblick später begann die Wolke sich auszudehnen und in Einzelteile aufzulösen, und Flickenseel begriff, was sie da sah.
Raben.
Tausende und Abertausende Großer Raben. Sie mussten zwischen den hervorstehenden Klippen und in den Höhlen der Festung nisten. Ihre Schreie wurden deutlicher, wurden zu einem schrillen Kreischen der Wut.
[...] Die Furcht, die Flickenseel bisher verspürt hatte, verwandelte sich in Entsetzen.12

Einer dieser Großen Raben Mondbruts ist Scharteke, mit deren Erscheinen die Atmosphäre unheimlicher Bedrohung in die Erzählung zurückkehrt. Für den Herrn von Mondbrut fliegt die mehr als tausend Jahre alte Scharteke mit einer Schar junger Raben über eine konturlose Steppe nach Darujhistan. Der Herr von Mondbrut, Anomander Rake, ist mit diesen Raben genau so innig verbunden, wie Óðinn mit den seinen:

Um sie herum tanzten zerfaserte Rauchfetzen wie verlorene Seelen in den nächtlichen Luftströmungen. [...] Als sie sich der Stadt näherte, entdeckte ihr unnatürlich scharfer Blick hier und dort zwischen den Herrenhäusern, die sich auf der obersten Ebene drängten, die aquamarinblaue Emanation von Zauberei.
Scharteke krächzte laut. Magie war Ambrosia für die Großen Raben. Der Geruch von Blut und Macht zog sie zu ihr hin, und innerhalb ihrer Aura verlängerte sich die Spanne ihres Lebens um Jahrhunderte.
[...] Ihr Blick blieb an einem ganz bestimmten Gebäude hängen, um das herum ein Übermaß an Schutzzaubern glomm. Sie hatte von ihrem Herrn eine genaue Beschreibung der magischen Signatur mit auf den Weg bekommen, und jetzt hatte sie gefunden, wonach sie suchte.13

Das krähenleibige Mischwesen, einen skurrilen Rabenvogel, lässt R. Scott Bakker in Schattenfall auftreten.14 Er dient dort dem Orden der Rathgeber als Informant. Aber das Mischwesen charakterisiert nicht nur seine abstoßende Gestalt, in der es plötzlich, wie aus dem Nichts erscheint, es ist auch die unheimlich-unheilvolle Atmosphäre, die es begleitet:

Dann sah er das Wesen, und panische Angst sprang ihn an.
Es hockte ein paar Schritte entfernt, auf dem Geländer, musterte ihn aus glänzenden blauen Augen und hatte den Körper einer Krähe, sein kleiner Glatzkopf aber hatte eine menschliche Gestalt und war etwa so groß wie eine Kinderfaust
.15

Das Erscheinen spähend umherfliegender Raben ist für die Protagonisten der zitierten Texte meistens mit einer unheimlichen Atmosphäre verbunden, die mit Furcht und Schrecken oder panischen Ängsten einhergeht. Beliebt und verehrt sind diese Vögel nie. Wie in der altnordischen Mythologie die Óðinn-Vögel, assoziieren Leser*innen und Figuren die in den Fantasy-Erzählungen auftretenden Raben mit Krieg und Tod. Immer sind sie Begleiter einer finsteren, bösen Gestalt mit übernatürlichen Fähigkeiten, für die sie unterwegs sind, und der sie Bericht erstatten.
Der seltsame Vogelmann Old Bailey in Neil Gaimans Roman Niemalsland16 hat auf den ersten Blick wenig mit diesen unheimlichen Raben gemeinsam, die als Spione, Omenvögel und Todesboten die Landschaften der Fantasy durchstreifen. Old Bailey, der auf einem flachen Dach in Ober-London lebt, wo er seine Vogelkäfige aufgestellt hat, hält sich mit der gleichen Selbstverständlichkeit auch im unterirdischen London auf. Mit seinen Vögeln besetzt der Vogelmann, wie ein Totengott, die Schwelle zur Unterwelt, die die beiden London miteinander verbindet. In seiner Ambivalenz zwischen Mensch und Vogel vollzieht sich dieser Übergang auch in Old Bailey selbst, dessen Kleidung auf den ersten Blick wie ein Vogelgefieder erscheint:

Zuerst sah er [Richard Mayhew] die Federn. Er wusste nicht, ob es ein Mantel war oder ein Cape oder sonst etwas, aber was für ein Stück Oberbekleidung es auch sein mochte, es war über und über mit Federn bedeckt.17

Richard begegnet dem Vogelmann auf einem Markt des unterirdischen Londons wieder. Dort betreibt er einen Verkaufsstand und bietet an, was die Raben der Fantasy-Literatur eben anzubieten haben – zweideutige Botendienste und den Handel mit obskuren Informationen. Obwohl bei Neil Gaiman die Funktion des schwarzen Omenvogels und seiner Artgenossen pure Ironie ist, hat er seine Rolle als Beschaffer von Informationen beibehalten:

»Brauchen Sie einen Vogel, mein Herr?« fragte eine muntere Stimme direkt neben ihm. »Ich habe Krähen und Raben, Dohlen und Stare. Schöne, kluge Vögel. Schmackhaft und schlau. Ganz fantastisch.« [...]
Auf dem handbemalten Schild über der Bude stand: »Old Bailey - Vögel und Informationen« Darum herum hingen weitere, kleinere Schilder: »Antworten auf alle Fragen!« »Nur hier - die fettesten Stare!!!« »Appetit auf Krähe? Kommen Sie zu Old Bailey!!« [...]
»Dann vielleicht Informationen?« fuhr Old Bailey, ganz Geschäftsmann, fort. »Dachkarten? Historisches? Geheimnisse und Mysterien? [...]18

Und dann übernimmt der Vogelmann Old Bailey selbst die Aufgabe der Raben, liefert Vorzeichen in der Vogelschau, die er im Federkleid eines Schamanen repräsentiert, der fliegend durch die Welten reist. Und er prophezeit Richard, was dieser sich so sehnlich wünscht:

»Wenn ich dir Informationen gebe. Was kriege ich dafür?« [...] »Sei ohne Furcht, mein Junge! jubilierte er. Deine Suche ist zu Ende! Geh dort entlang, durch jene Tür. Du kannst sie nicht verfehlen« [Lady Door, die Richard in Unter-London sucht]. Sie schauen sich gerade Bewerber an.
Eine Krähe krächzte gehässig.
»Halt den Schnabel«, sagte Old Bailey zu der Krähe.
19

Nach dieser humoresken Verwendung des Vogelmotivs in Niemalsland kehrt Gaiman in seinem Urban-Fantasy-Roman American Gods zum traditionellen, óðinnischen Vogeltopos als Boten- und Omenvogel zurück.
Der Rabe, dem Shadow in seiner spituellen Krise begegnet, der ihn aufklärt und ihm den Weg weist, gehört in die Sphäre des mysteriösen Mr. Wednesday. Dieser Rabe ist Hugin-Munin, ein Abgesandter Wednesdays, der als Avatar Óðinns im heutigen Amerika seinen, für die Menschen unerfreulichen Machenschaften nachgeht.20 Der große schwarze Vogel, auf den Shadow im Wald stößt, reißt Brocken roten Fleischs aus dem Kadaver eines Rehs. Der Rabe begrüßt den Grenzgänger Shadow angemessen mit dem Namen: »Du Schattenmann«.

Shadow wurde sich bewusst, dass er unter Beobachtung stand. Eine Hand voll roter Kardinalvögel starrte ihn von einem dürren Holunderbusch aus an. [...]
Der Vogel hüpfte auf dem Rücken des Rehs, hob den Kopf und sträubte dabei den Kamm und die Nackenfedern. Er war riesengroß, und die Augen wirkten wie schwarze Perlen. Es lag etwas Einschüchterndes an einem Vogel dieser Größe, vor allem aus solch unmittelbarer Nähe. [...]
Ihm war kalt, er stand im Wald, er redete mit einem schwarzen Vogel, der gerade dabei war, Bambi zum Frühstück zu verspeisen. »Okay. Also, ich will keine Rätsel gestellt bekommen.«
»Rätsel«, bestätigte der Vogel hilfreich. »Ich will Erklärungen.«
[...]
»Das hast du bereits gesagt. Ein bisschen mehr Information dürfte schon sein.« [...]
»He«, rief Shadow. »Hugin oder Munin oder wer bist du«
Der Vogel drehte sich um, den Kopf misstrauisch zur Seite gelegt, und starrte ihn aus hellen Augen an.
»Sag mal `Nimmermehr`«, sagte Shadow
.21

Shadow ist nicht nur Protagonist der Phantastischen Literatur, er kennt auch deren bedeutende Werke. Angesichts des Raben erinnert er sich an E.A. Poes Gramprophet, und will wissen, ob der Rabe, mit dem er es zu tun hat, das magische Nimmermehr spricht. Der schwarze Unglücksvogel ist nicht nur ein Todesbote, er ist auch ein großer Täuscher, der des Menschen Illusionen und Hoffnungen zunichte macht.
George R.R. Martin gönnt diesem schwarzen Vogel in seinem bisher fünfbändigen Epos Das Lied von Eis und Feuer auch keinen besseren Ruf. In der Schwarzen Festung an der Mauer aus Eis und Stein, die Westeros vor den Gefahren des eisigen Nordens abschirmt, hält Maester Aemon Targaryen die schwarzen Vögel in Käfigen. Spöttisch vergleichen die Wildlinge jenseits der Mauer die Brüder der Wache der Schwarzen Festung, ihrer schwarzen, abgerissenen Kutten wegen, mit den Vögeln, die sie züchten. Raben dienen ihnen nämlich, Brieftauben gleich, als Botenvögel, die ihre meist schlechten Nachrichten, mit einer Metallhülse am Bein, in ganz Westeros verbreiten:

Plötzlich stieg Furcht in Bran auf. Dunkle Schwingen, dunkle Worte sagte die Alte Nan immer und in letzter Zeit hatten die Briefraben den Wahrheitsgehalt dieses Spruchwortes bewiesen.22

Die Alte Nan, das Kindermädchen der jüngeren der Stark-Kinder, kennt viele der alten Geschichten und erzählt sie gerne und häufig ihrem Schützling. Bran, der von einer Zinne der Festung Winterfell gestürzt ist. Im Traum begegnet er nach seinem Sturz einer dreiäugigen Krähe, eine Vision, die in ihm Unbehagen und Misstrauen auslöst:

»Es war eine Lüge«, sagte er verbittert, als er an die Krähe in seinem Traum denken musste. »Ich kann nicht fliegen. Ich kann nicht mal gehen.«
»Krähen sind allesamt Lügner«, gab die Alte Nan ihm von ihrem Stuhl aus Recht,
[...].
Nie mehr würde es so sein, wie es gewesen war, das wusste er. Die Krähe hatte ihn zum Fliegen verleitet, doch als er aufwachte, war er zerschmettert, und seine Welt hatte sich verändert.23

Erst der fünfte Band des Epos löst das Rätsel um diesen seltsamen Vogel, und berichtet von der Metamorphose eines Rabenvogels, der dreiäugigen Krähe, die der Leser bis jetzt für einen Unglückboten halten musste, in einen Vogel, der sich intensiv in psychische Prozesse, Träume und Visionen, des jungen Brandon Stark von Winterfell einmischt, und der so von einem Omenvogel zu einem Psychic Bird wird, wie ihn neuerdings Brandon Sanderson in seiner Novelle Sixth of the Dusk als Innovation konzipiert hat.24Bran und seine beiden Begleiter, Meera und Jojen Reet,25 die die dreiäugige Krähe verfolgen, treffen jenseits der Mauer auf den geheimnisvollen Grenzer Kalthand, den sie ausfragen:

»Wer ist diese Krähe?«
»Ein Freund, ein Zauberer, nennt ihn, wie ihr wollt. Der letzte Grünseher.« Die Tür der Langhalle schlug krachend zu. Draußen heulte der Nachtwind rau und schwarz. Die Bäume waren voller Raben, die kreischten. »Ein Ungeheuer«, sagte Bran.
Der Grenzer blickte Bran an, als wären die anderen überhaupt nicht anwesend. »Dein Ungeheuer, Brandon Stark.«
»Dina«, wiederholte der Rabe auf seinem Arm. Draußen vor der Tür griffen die Raben in den Bäumen den Schrei auf, bis die Nacht von ihrem Lied erschallte. »Deins, Deins, Deins.«
26

Brans Queste nach der dreiäugigen Krähe, und die Hoffnung, die er mit ihr verbindet, steht kurz vor ihrem Ziel. Die Raben, die ihrer Rolle in der Fantasy auch in dieser Szene nachkommen, erschrecken ihn immer noch. Geschickt kleidet der Erzähler die positive Antwort des Grenzers in die unheimlich, bedrohliche Atmosphäre, die die Raben in den Bäumen auslösen, und die durch den Raben auf dem Arm des Grenzers Bran in der Hütte ängstigt. Der Grenzer bringt die Gefährten an ein Portal, dass in einen Berg hinführt. Sie begegnen dort einer Frau, die sich als Kind des Waldes zu erkennen gibt, und die von nun an die Führung übernimmt. »Er wartet auf dich«, sagt sie. »Die dreiäugige Krähe?«, fragte Meera. »Der Grünseher.«27
Sie folgen der kleinen Frau in den Berg, durch enge Gänge, Abzweigungen und Kammern, bis sie eine schmale Brücke erreichen, an der ein seltsamer Mann, eingeflochten in einem Wurzelgewirr auf einem Wehrholzthron sitzt, und sie erwartet. Der Grünseher ist die dreiäugige Krähe, ein Gestaltwandler, Magier und Prophet, nur durch seine Absichten von den dämonischen Herrschern unterschieden, obwohl er deren unheimlich-mysteriöse Erscheinung und Atmosphäre teilt:

»Seid ihr die dreiäugige Krähe?«, hörte sich Bran fragen. Eine dreiäugige Krähe sollte drei Augen haben. Er hat nur eins, und das ist rot. Bran spürte, wie ihn das Auge anstarrte. Es glänzte wie eine Blutlache im Fackelschein. Wo das andere Auge hätte sein sollen, wuchs eine dünne Wurzel aus der leeren Augenhöhle die Wange hinunter und in den Hals.
»Eine ... Krähe?« Die Stimme des bleichen Lords klang trocken.
[...] »Einstmals, ja. Schwarzes Gewand, schwarzes Blut.« Die Gewänder, die er trug, waren zerfallen und ausgeblichen, mit Moos überzogen und von Würmern zerfressen, aber ursprünglich waren sie schwarz gewesen. »Ich war schon vieles, Bran. Jetzt bin ich so, wie du mich siehst, und nun verstehst du, warum ich nicht zu dir kommen konnte ... außer in Träumen. Ich habe dich lange Zeit beobachtet, habe dich mit tausend und einem Auge beobachtet.«28

Die Stimmung der Gefährten ist durch ihren Weg durch die halbdunklen, unterirdischen Gänge gedrückt, die Atmosphäre weiter rabenhaft. Sie wird durch das Erscheinen der dreiäugigen Krähe in ihrer gegenwärtigen Inkarnation noch weiter gesteigert. Die Prophezeiung, die Bran von dem Grünseher erhält, ist das letzte, was er zu hören erwartet hat, und stürzt ihn in die tiefe Verzweiflung einer spirituellen Krise, die jeder Wandlung vorausgeht. Die Möglichkeit, die sie ihm hier bietet, begreift Bran noch nicht:

»Ich bin hier«, sagte Bran, »aber ich bin verkrüppelt. Werdet ihr ... werdet ihr mich heilen ... meine Beine, meine ich?«
»Nein,« sagte der bleiche Lord. »Das übersteigt meine Macht.«
[...]
»Du wirst nie wieder gehen können, Bran«, versprachen die bleichen Lippen, »aber du wirst fliegen.«29

Bran hatte gehofft, dass die dreiäugige Krähe ein Hexenmeister ist, der seine Beine heilen kann. Das Versprechen, nur fliegen zu können, tröstet ihn noch nicht. Und dann sitzt Bran in der Höhle der dreiäugigen Krähe, bei den Kindern des Waldes, die das Lied der Erde singen, auf einem Wehrholzthron und lauscht dem Geflüster der Dunkelheit, während Raben auf seinen Schultern saßen. Es ist der Augenblick von Brans Initiation in den Status des Grünsehers. Wie Óðinn oder Prometheus hängt er am [im] Baum und gewinnt Weisheit und Voraussicht. Es ist, wie Meera ihm erklärt, nur sehr wenigen Menschen möglich, aus der grünen Quelle zu trinken, einem Wasser, dass nicht nur ungefähr an Mimirs Quell an der Weltesche erinnert, an der Óðinn sein Auge deponierte. Und genau wie Óðinn besitzt auch der Grünseher nur ein einziges Auge, und auf Brans Schultern sitzen seine Raben. Aber erst die Anleitung des alten Grünsehers hilft ihm bei seinem ersten, erfolgreichen Flug in der großen Höhle:

In Sommers Leib [Brans Schattenwolf; Bran ist ein Warg] zu schlüpfen fiel ihm inzwischen so leicht wie früher, ehe er sich den Rücken gebrochen hatte, eine Hose anzuziehen. Den eigenen Leib gegen die schwarzen Federn eines Rabens zu tauschen war schwieriger, aber nicht so schwer, wie befürchtet [...] Und dann war Bran kein Junge mehr, der einen Raben ansieht, sondern ein Rabe, der einen Jungen betrachtet. [...] Als er versuchte zu sprechen, brachte er nur ein Krächzen zustande, und sein erster Flug endete an einer Wand und mit der Rückkehr in seinen eigenen verkrüppelten Körper. [...] Es dauerte nicht lange, da flog er in der Höhle umher und im Zickzack zwischen den langen Steinzähnen entlang, die von der Decke hingen, ja, er flatterte sogar über den Abgrund hinaus und stieß in die kalte schwarze Tiefe hinab.30

Für Bran war die Zeit gekommen, über das einfache Wechseln in den Körper seines Wolfs Sommer hinauszugehen, und zu lernen, ein Óðinn (d.h. Grünseher) zu werden. Sein Blut, so erfährt er zusätzlich, macht ihn natürlicherweise zu einem Grünseher. Bran isst von einer bitteren, weißen Paste, durch die rote Adern laufen, und die aus Wehrholzbaumsamen hergestellt wurde. Die bewusstseinsverändernde Droge vollendet seine Metamorphose: Bran wird mit den Wehrholzbäumen vermählt - Tausend Augen, hundert Leiber, Weisheit so tief wie die Wurzeln uralter Bäume. Ein Grünseher. Nach vollzogenem Ritual ist Bran ein anderer geworden: Einer, den die Bäume unterrichtet haben, ein Grünseher, selbst eine dreiäugige Krähe, jemand, der Leib und Gestalt wechseln kann.31
Die Raben stehen in einer besonderen Beziehung zu den Kindern des Waldes, wie die fiktive Geschichte der World of Ice and Fire berichtet. In Septon Barths Unnatural History, die sich mit der Urgeschichte (Age of Dawn) von Westeros beschäftigt, heißt es über diese frühgeschichtliche Kultur,

[...] that the children of the forest could speak with ravens and could make them repeat their words. According to Barth, this higher mystery was taught to the First Men by the children so that ravens could spread messages at a great distance. It was passed, in degraded form, down to the maester today, who no longer know how to speak to the birds.32

Umgang und Kommunikation mit Vögeln ist unter den Kindern des Waldes bis in die Gegenwart von Westeros üblich geblieben. Ihre Sprache spricht kein moderner Mensch auf dem Kontinent mehr: Die Raben hingegen beherrschten diese Sprache. Ihre kleinen schwarzen Augen steckten voller Geheimnisse, und sie keckerten ihn [Bran] an und pickten seine Haut, wenn sie die Lieder hörten.

Die bisher zitierten Beispiele illustrieren die Bedeutung, die Óðinns Rabenvögel (Corvidae) in Erzählungen der Fantasy des 20. Jahrhunderts haben. Außer den Raben, die die Gemeinschaft des Rings auf ihrem Weg nach Süden aufspüren, hat Aragorn außerdem viele Falken gesehen, die sehr hoch flogen.33 deren Rolle sich von der der Raben aber noch nicht unterscheidet. Die Andalen, die einst den Kontinent Westeros eroberten, und die Kinder des Waldes und die Ersten Menschen an den Rand der Ökomene verdrängten, sollen, so berichtet eine Sage, auf Falken geritten sein, eine Behauptung, die als corruption of true history angesehen wird, die nur dazu dient, den Ruf des Hauses Arryn zu mehren, da sie dessen Gründung mit der Ankunft der legendären Andalen in Westeros verknüpft.34


Weiterlesen: Omenvögel und Psychic Birds - Teil Zwei


Anmerkungen

1 Meine Studie zum Vogeltopos in der Phantastischen Literatur erfordert eine Voraussetzung: Erzähltexte wie die hier zitierten werden im allgemeinen als Textsorte Fantasy klassifiziert. Sie verwendet die Sprache der Archetypen (wie in der Mythologie), um dem Leser zeitgenössische Themen in einem Spiegel vorzuführen. Sie sind insofern Fantasy da sie vermeintlch Unmögliches übernatürlich erklären. Die Gegenstände und Themen, die sie behandeln, sind von den Autoren phantastisch konzeptionalisiert. In Wirklichkeit hat es der Leser aber mit Metaphern, Allegorien und symbolischen Kategorien hinsichtlich seiner eigenen, ins Phantastische überhöhten Realität zu tun.
Omenvögel und Psychic Birds ist eine analytische Untersuchung, die zahlreiche Belegstellen für Kommentare und Interpretation aus den untersuchten Erzähltexten verwendet. Leser*innen, die diese Texte nicht kennen, empfehle ich zuerst deren Lektüre: Vorsicht Spoiler! Diese Empfehlung betrifft insbesondere die Teile Zwei und Drei dieser Studie.
2 Der Rabe (The Raven) ist ein erzählendes Gedicht des US-amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe. Es wurde zum ersten Mal am 29. Januar 1845 in der New Yorker Zeitung Evening Mirror veröffentlicht und schildert in 108 Versen den mysteriösen, mitternächtlichen Besuch eines Raben bei einem Verzweifelten, dessen Geliebte verstorben ist (http://de.wikisource.org/wiki/Der_Rabe_(Übersetzung_Eben).
3 Phantasma (altgriechisch φἀντασμα = Erscheinung, Bild, Vorstellung, Gesicht bzw. ein von der Gottheit gesandtes Vorzeichen, Wunder, Traumbild mit und ohne Traum, Gespenst, Geist) wird allgemein als eine mentale, innere Vorstellung bezeichnet, oft auch abwertend im Sinne eines Hirngespinstes oder Trugbildes. Im deutschen Sprachraum bezeichnet Phantasma eine wahrnehmungsähnliche szenische Gegebenheit, psychiatrisch so viel wie Illusion, Pseudohalluzination und Halluzination.
4 http://gutenberg.spiegel.de/buch/hans-huckebein-6042/1
5 Krabat ist ein Jugendbuch von Otfried Preußler. Es basiert auf einer sorbischen Volkssage und erzählt die Geschichte des gleichnamigen Jungen, der Lehrling eines Zaubermeisters wird und sich gegen dessen finstere Machenschaften behaupten muss (Otfried Preussler, Krabat, München 1980).
6 Hugin, altnordisch huga, denken; hugi, Gedanke, Sinn. Hugin, der Gedanke. Muninn, altnordisch muna. denken an, sich erinnern. Munin, die Erinnerung.
7In vielen Kulturen wurden Rabenvögel als Omentiere angesehen, der Kolkrabe etwa galt in der Mythologie des alten Roms als wichtigster Vogel für die Auspizien der Auguren. Als Unheilsbote galten Rabenvögel vor allem wegen ihrer Affinität zu Aas und ihres oft massenhaften Auftretens nach Schlachten (was sie zu Óðinn-Vögeln machte; siehe auch Óðinn als Hangatýr, der Gott der Gehängten), wo sie von den Leichen der Gefallenen fraßen. Die esoterisch oft nachgesagte Nähe zu Unglück und Tod rührt auch von dem vermehrten Auftreten von Raben an Hinrichtungsstätten her, da die Leichname Hingerichteter in aller Regel hängenblieben bis sie unter anderem durch Tiere gefressen waren (vgl. auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Rabenvögel#Mythologie_und_Ansehen).
8 Alle zitierten Stellen aus: J.R.R. Tolkien, Das große Hobbit-Buch, hrsg. Von Douglas A. Anderson, Stuttgart, 1995:330-331.
9 Es ist mir ein Vergnügen, diesen exemplarischen Reigen des Raben als Omenvogel mit einem Beispiel aus J.R.R. Tolkiens Werk zu beginnen. Tolkien ist unumstritten der Diskursivitätsbegründer der modernen Fantasy (Terminus nach M. Foucault). Er hat eine ganze Generation von Autoren des Phantastischen beeindlusst (second wave fantasists; Heather Attrill, Pattern and Meaning in Robert Jordan ́s Wheel of Time, Kindle Ebook, 2012): Sein genrebildender Einfluss wirkt bis heute nach. In einer Hommage an ihr großes Vorbild schreibt Robin Hobb: Und ich kann auch keine scharfsinnige Analyse vorlegen, die erklärt, warum der Herr der Ringe für meine Generation nicht nur die Fantasy, sondern die Literatur im Allgemeinen veränderte. Ich bin dem Ganzen nicht nur zu nahe, ich befinde mich vielmehr am Bodennullpunkt. Ich bin ein Produkt der unmittelbaren Wirkung, die Tolkien ausübte. Gleich einem Astronauten kenne ich weder die Mechanismen beim Abschuss der Rakete noch die Überlegungen, die für ihre Konstruktion erforderlich waren. Ich kann lediglich sagen, dass sie mich so weit nach oben getragen hat, dass ich die Sterne aus nächster Nähe betrachten konnte, und dass seitdem alles ein wenig anders aussieht (Robin Hobb, Ein nie endendes Streben und Suchen, in Tolkiens Zauber, Hrsg, Karen Haber, München, 2002:110).
10 J.R.R. Tolkien, Der Herr der Ringe, Bd.1, Zweites Buch: Die Gefährten, Stuttgart, 1981:346. Schon im Hobbit lässt Tolkien Raben als Boten auftreten: Ein Rabe informiert Thorin Eichenschild von der Ankunft Dains und seinem Zwergenheer aus dem Eisenbergen (Der Hobbit, Kap. XVI). Im gleichen Kapitel behauptet Gandalf, dass sich da einiges zusammenbraut, wovon selbst die Raben noch nichts gehört haben.
11 Robert Jordan, Das Rad der Zeit, Bd.1: Das Auge der Welt, München, 2004:68-69.
12 Steven Erikson, Das Spiel der Götter, Bd.1: Die Gärten des Mondes, München, 2000:94.
13 Erikson, Gärten des Mondes, 223-224.
14 R. Scott Bakker, Schattenfall. Der Krieg der Propheten 1, Stuttgart, 2006 (engl. Org. The Darkness that Comes Before. Prince of Nothing, Vol.1, Toronto, Ontario, 2003).
15 Bakker, Schattenfall, 145.
16 Neil Gaiman, Niemalsland.
17 Neil Gaiman, Niemalsland, Kindle Ebook, München, 1998:54.
18 Gaiman, Niemalsland, 113-114.
19 Gaiman, Niemalsland, 115.
20 Neil Gaiman, American Gods, München, 2003.
21 Gaiman, American Gods, 171-173.
22 George R.R. Martin, Das Lied von Eis und Feuer, Bd.1: Die Herren von Winterfell, Kindle Ebook, München, 2010:484.
23 Martin, Herren von Winterfell, 289 und 291.
24 Brandon Sanderson, Mary Robinette Kowal, Dan Wells und Howard Taylor, Shadows Beneath. The Writing Excuses Anthology – original fiction with a behind-the-scene look, Kindle Ebook, 2014, 8.16: Brainstorming with Brandon, Kindle Ebook, Pos.5709.
25 Die beiden Geschwister, die Brandon Stark auf seiner Queste begleiten, sind die Kinder von Lord Holand Reet von Grauwasser Wacht, eines Pfahlbaumanns und einer der Gefolgsleute von Haus Stark auf Winterfell.
26 George R.R. Martin, Der Sohn des Greifen, Das Lied von Eis und Feuer, Bd. 5, München, 2012:109. 27 Die dreiäugige Krähe, auch »der letzte Grünseher« genannt, ein Zauberer und Traumwanderer, einstmals ein Mann der Nachtwache, jetzt mehr Baum als Mensch (Martin, Sohn des Greifen, Anhang, 800).
28 Martin, Sohn des Greifen, 271.
29 Martin, Sohn des Greifen, 271-272.
30 Martin, Sohn des Greifen, 679-680.
31 »Schließ die Augen«, sagte die dreiäugige Krähe. »Verlass deinen Leib, so wie du es machst, wenn du dich mit Sommer vereinst. Aber diesmal schlüpfst du stattdessen in die Wurzeln [der Wehrholzbäume]. Folge ihnen durch die Erde zu den Bäumen auf dem Hügel [...].« (Martin, Sohn des Greifen, 690).
32 George R.R. Martin, Elio M. Garcia jr, Linda Antonsson, The World of Ice and Fire. The Untold History of Westeros and the Game of Throne, Kindle Ebook, London, 2014:Pos. 214-216.
33 Tolkien, Herr der Ringe, 346.
34 The singers say that the Andal hero Ser Artys Arryn rode upon a falcon to slay the Griffon King upon the Giant`s Lance, thereby founding the kingly line of House Arryn, [...] (Martin, World of Ice and Fire, Pos.563-565).

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