Die Natur braucht uns nicht
aber wir brauchen die Natur.
Günter Eich
Die Beziehung des Waldläufers zu seiner natürlichen Umwelt ist durch seine psychiche Verbindung
zu seinen beiden Vögeln charakterisiert, die der von Babus Verbindung mit Juhut ähnelt. Wie Juhut
sind die beiden Aviar-Vögel Medium, das den Menschen an die Weisheit der Natur bindet. Was
Babu noch lernen muss, seine Sazsla selbstbestimmt zu lenken und zu kontrollieren, damit er ihre
Fähigkeiten zur Heilung der Welt nutzen kann, beherrscht Dusk von Beginn an.
Dusk steht einer anderen Herausforderung gegenüber als Babu. Seine beiden Aviar
repräsentieren externalisierte, psychische Anteile, deren Voraussicht Dusk sich freiwillig
untergeordnet hat. Er lässt sich von Kokerlii und Sak leiten, ohne gleichzeitig die Kontrolle an sie
abzugeben. Was Babu als einengend und unfrei empfindet, von einem Vogel beeinflusst zu werden,
nutzt Dusk als eine Stärke. Er kontrolliert die Vögel, die sich seinem Willen als Extension seines
Bewusstseins unterordnen. Muss Babu die Verbindung mit seiner Szasla erst mühsam erwerben,
besitzt Dusk seine beiden Aviar als eng mit seinem Bewusstsein verbundene Begleiter.
Auch mit den Sazlas kommt das ökologische Bewusstsein zurück in die bedrohte Welt. Sie
erscheinen zur Rettung einer fast zerstörten Welt, während Dusks Aviar ihm nur das Überleben in
der Natur ermöglichen; zu deren Rettung tragen sie nicht bei. Sie machen dem Menschen den
Zustand seiner Welt nur insoweit bewusst, als sie auf Kommendes hinweisen. Sie sind beide Helfer bei der Bewältigung einer Krise und eröffnen eine neue Perspektive:
- Juhut hinsichtlich der Zerstörung der Welt durch das Böse (den Feuerdämon) und der Möglichkeit der Heilung;
- Sak und Kokerlii bei der Notwendigkeit der Bewahrung der Umwelt vor blindem Fortschrittsglauben.
Babu und Juhut steht die Rettung ihrer Welt noch bevor, da der Roman Zwölf Wasser noch unvollendet ist.111 Aber auch Sandersons Novelle endet offen; mit einem unbefriedigenden, vielleicht nur vorläufigen Kompromiss.
Vögel repräsentieren psychische Fähigkeiten, die der Mensch so nicht hat. Mit den Vögeln muss er
sich über eine Ausbildung, Initiation, verbinden. Die Vögel geben ihre Beziehung zu ihrem
Schwarm auf, werden vom Menschen abhängig, und verlieren ihre Eigen-Art. Der Vogel wird zum
Werkzeug menschlicher Wahrnehmung degradiert. Für den Menschen, mit dem sie psychisch verbunden sind, bedeutet der Besitz eines psychic bird:
- die Ergänzung seiner sinnlichen Wahrnehmung sowie
- eine außerhalb von ihm existierene Erweiterung seines Bewusstseins.
Ihren Charakter als Omenvögel, als Gramprophet und Seelenvogel, können auch die psychic birds nicht verleugnen. Juhut und Kokerlii, insbesondere Sak repräsentieren das Omen, das Vorzeichen der Vogelschau. Sie sind Vorzeichen zukünftiger Ereignisse, Instrumente der Divination, und finden in beiden Erzählungen in Vorher-Schau und Vorher-Sage ihre narrative Funktion.
Die Weiterentwicklung des Vogeltopos in der postmodernen Fantasy zeigt die Auseinandersetzung
dieser Literaturgattung mit aktuellen Themen, denen eine besondere Bedeutung als ökologische,
soziale und politische Orientierung in der ethischen Beantwortung zentraler Fragen rezenter
Gesellschaften beigemessen werden kann. Was mit J.R.R. Tolkiens Liebe für Baum und Wald in
den Ents und ihrer drohenden Vernichtung durch den sarumanisch-kapitalistischen Imperialimus
eher sanft anklingt, setzt sich in B. Sanderson Cosmere-Novelle ökologisch kritischer, zugleich aber auch dystopischer fort.112
In Ton und Inhalt sind Zwölf Wasser und Sixth of the Dusk Erzählungen, die in ihrer Zukunftsvision
unheilvolle Perspektiven und Entwicklungen prophezeien. Es gibt allerdings einen Unterschied
zwischen den beiden Erzähltexten: Während E.L. Greiffs noch fragmentarische Trilogie bisher den
Anschein erweckt, die Queste der Protagonisten werde die Welt heilen, endet Brandon Sandersons
Novelle in der Gewissheit, dass eine Veränderung zum Besseren auch durch das Selbstopfer des Protagonisten nicht unbedingt garantiert ist.113 Der Mensch erscheint in beiden Erzählungen als
Verursacher der Zerstörung seiner Welt. Beide Autoren beschreiben Kulturen, in deren Zentrum die
Ausbeutung der natürlichen Grundlagen der Habitate aus einem einzigen Motiv stattfindet: aus der
Habgier eines Alberich, den die Æsir in Wagners Oper Das Rheingold in die Tiefe der Erde
verbannt haben.
Greiff und Sanderson nutzen für die Lösung dieses Konflikts den tradionellen Vogeltopos der
Mythologie, insbesondere die Beziehung des Vogels zur menschenlichen Seele (Psyche). In der
Konzeption ihrer psychic birds orientieren sie sich an einem abendländlichen Archetypus, dessen
bekannteste Version der Heilige Geist in Gestalt einer Taube ist, einem Symbol des Friedens. Juhut,
Kokerlii und Sak sind Vögel, die in die Psyche der Protagonisten zwingend eingreifen. Durch diese
Verbindung inspirieren und fördern sie ihre Träger in moralischer und ethischer Hinsicht, eine
Aufgabe, die in christlicher Überzeugung der Heilige Geist erfüllt. Die Texte von E.L. Greiff und B.
Sanderson enthalten einen überraschend philosophischen Apell: Sie fordern ihre Leser*innen auf, eine
spirituelle Lösung zur Überwindung der destruktiven Energien des Bösen, der Ausbeutung und der
Habgier anzuerkennen. Sie führen ihnen die spirituelle Krise der Bewusstseinserweiterung und der Entwicklung von Selbstbewusstsein als Lösung ihrer gegenwärtigen Konflikte vor, die nur mit, und
nicht gegen ihre natürliche Umwelt gelingen kann. Babu und Dusk, aber auch Bran, akzeptieren den
erforderlichen Perspektiv- und Paradigmenwechsel erst aufgrund ihrer übernatürlich erscheinenden
Erfahrungen, die sie in der halluzinatorischen Ekstase und der bewusstseinserweiternden Vision
machen. Seelenvögel wirken in diesem Prozess als Führer und Vermittler, als Psychopomp wie
einst Hermes oder Óðinn in den antiken Kulturen.
Die Existenz unergründlich-abgründiger, ergreifender und bedrohlicher Mächte, die den Waldläufer
Dusk auf der Insel Patji begegnen und bedrängen, bewältigt er mit Hilfe seiner beiden psychic birds,
die es ihm ermöglichen, sich vor ihn überwältigenden Gefühlen der Angst, des Schrecken und der
Hilflosigkeit gegenüber abzugrenzen und seine personale Identität zu bewahren. Für die christlich-abendländische Kultur erläutert Hermann Schmitz in seiner Neuen Phänomenologie seine Auffassung von Gefühlen als göttliche
Atmosphären an einem Beispiel aus dem Urchristentum:114 am Phänomen der Ausschüttung des Heiligen Geistes und der mit ihm verbundenen Feuerzungen, die die Zwölf Apostel am Pfingsttage in ein ekstatisches Entzücken versetzten, das ihnen die Fähigkeit des Zungenredens
verlieh. Wie die Erynien über Orestes kommen, erleben die Apostel den Heiligen Geist als
eine ergreifende Atmosphäre nach Art eines Stoffes, wofür auch die Metaphern der
Ausschüttung und Überschattung sprechen. Babu und Dusk erleben die Anwesenheit von Juhut,
Kokerlii und Sak als Repräsentanz solcher Atmosphären, denn das Wirken dieser Vögel hinterlässt
Spuren in der Wahrnehmung und im Bewusstsein ihrer Träger. In einem Brief an seine Gemeinde
in Korinth formuliert Paulus diese Erfahrung mit den Worten: Der Herr aber ist der Geist, und wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit.115 Die Erzählungen von E.L. Greiff und B. Sanderson sind
in ihrer Essenz religiöse Texte. Sie thematisieren die Priorität einer spirituellen, um nicht zu sagen
para-normalen Perspektive für die Lösung innerpsychischer Konflikte sowie globaler ökologischer
Katastrophen.
Die Konzeption leiblich ergreifender Atmosphären, die den Leib weitenden Gefühle der Liebe, des
Friedens und der Freude sind ein dem dionysischen vergleichbares Hochgefühl. Gerade das
Beispiel der psychic birds macht deutlich, dass die bei Besessenheit in den Besessenen
eingefahrene Macht keine Person ist, sondern ein Gefühl, eine Atmosphäre in Gestalt eines Vogels.
Wie die Bakchen der Dionysosmysterien ein diese nicht verbrennendes Feuer im Haar tragen116 - ein Analogon zum intuitiven Charakter der pfingstlichen Flammenzungen und zum
Flammenschwert des Cherubs – so macht Dionysos die Bakchen rasend, wie der Heilige Geist den
Aposteln oder Mitgliedern der Pfingstgemeinde das ekstatische Charisma des Zungenredens
verleiht. Ähnlich weiten Kokerlii und Sak das Bewusstsein des Waldläufers, sodass Dusk eine
prometheische Voraussicht erwirbt. In der griechischen Antike kannte man die mantische Besessenheit117 in der ein in den Menschen gefahrener Gott aus ihm sprach. Apollon verlieh der
Seherin Kassandra das als Feuer erfahrene Bewusstsein, in dem sie ihren Tod und den Untergang
des Hauses Agamemnon prophezeite. Die psychic birds der beiden Fantasy-Erzählungen schärfen
die Intuition ihrer Träger zu Prophezeiungen über bevorstehende Ereignisse.
Babu erfährt die Besessenheit durch die Szasla, die ihm körperlich Schmerz und psychisch
Desorientierung bedeutet, unmittelbar am eigenen Leib. Die Aviar Kokerlii und Sak scheinen
oberflächlich betrachtet eher externe Sinnesorgane des Waldläufers zu sein. Die psychische
Verbindung zwischen einem Aviar und seinem Träger ist so aber eng, dass die Aviar, die in der
Umgebung der Menschen aufwachsen, nie wieder zurück zu ihresgleichen können. The same could be said of a man raised around Aviar.118 Der Gott der Voudou-Religion benutzt den von ihm
besessenen als sein Fahrzeug, seinen Mund. Die Beziehung zwischen Babu und Juhut, zwischen
den Aviar und Dusk, ist ebenfalls nach dem Modell einer Besessenenheit konzipiert. Szasla und
Aviar wirken auf ihre Träger, wie der Heilige Geist, wie eine dionysische oder mantische, erregende
Atmosphäre, die auch die Apostel, Orphiker, Bakchen und Voodo-Adepten in ihrem Bann hält. In
den vorliegenden Fantasy-Texten wird diese Besesseneneit durch Vögel symbolisiert, die als
psychic birds konzeptionalisiert sind. Psychic birds haben Namen – Juhut, Kokerii, Sak – und damit Persönlichkeit. Im Gegensatz zu den
Omenvögel, die Gattungsbezeichnungen tragen. Die dreiäugige Krähe steht auf der Grenze, da Bran
sie mit dem Personennamen Lord Bryndon anredet. Eine Person ist sie dennoch nicht wirklich,
keine Persönlichkeit, da sie Reittier des Grünsehers ist, der altersgebrechlich nicht mehr reisen
kann. So reist er in Gestalt der dreiäugige Krähe durch die Träume der Menschen.
Psychic Birds sind, obwohl in gewisser Weise auch Omenvögel, ihrer mythologischen und
narrativen Natur wegen Seelenvögel. Partialseelen! Ein bekanntes Volkslied erinnert deshalb auch an diesen Vogel, der die Botschaft einer anoymen, anscheinend verstorbenen Mutter bringt:
Kommt ein Vogerl geflogen,
Setzt sich nieder auf mein Fuß,
Hat ein Zetterl im Schnabel,
Von der Mutter einen Gruß.
Lieber Vogel, fliege weiter!
Nimm ein Gruß mit und ein Kuss.
Denn ich kann dich nicht begleiten,
Weil ich hier bleiben muss.
Und der Vogel flog weiter,
Über Berge und Tal,
Und die Kinder am Fenster,
Sahen traurig ihm nach.119
Vögel wie diese dienen als Teil und Erweiterung des Ichs ihres Trägers. Sie schärfen wie psychische Fähigkeiten die Sensibilität des Protagonisten für übersinnliche Wahrnehmungen, sind dadurch sehr besondere Ich-Anteile. Sie ermöglichen die Externalisierung einzelner, zusätzlicher Ich-Funktionen des Protagonisten in mit ihm symbiotisch verbundene, äußere, aber subjektnahe Repräsentanzen, die ihm Übersicht, Sicherheit und Schutz in schwierigen Situationen garantieren. In George R.R. Martins narrativer Konzeption der dreiäugigen Krähe ist das Motiv des psychic bird bereits angelegt, dort noch durch Metamorphose und Gestaltwandel, noch nicht als externe Selbst-Repräsentanz eines Protagonisten. Schon bei Martins dreiäugiger Krähe geht es, neben dem eher nebensächlichen Omenaspekt, um psychische Kommunikation und einen Zugewinn an psychischen Fähigkeiten. In den Erzählungen von Greiff und Sanderson wechseln die Autoren die Perspektive: von der eindimensionalen, bedrohlichen Boten- und Späherfunktion des Vogels zu der nicht weniger unheimlichen Beziehung, die ein bestimmter Vogel mit dem Ich eines der Protagonisten eingegangen ist. Während Bran im Lied von Eis und Feuer seine neuen Fähigkeiten, Gedankenübertragung und visionärer Flug, nur erwerben kann, indem er einen Vogel wie ein Gefäß für sein Bewusstsein benutzt, behalten Badak-An-Bughar Bator und Sixth of the Dusk ihre leibliche Integrität. Beide Protagonisten verfügen über einen Vogel, der ihr Bewusstsein, ihre sinnliche und psychische Wahrnehmung, um Aspekte erweitert, die ihnen ohne diesen Vogel nicht zugänglich wären. Ihre Vögel sind echte psychic birds, Hilfsgeister und Seelenvögel, wie sie Schamanen für ihre Jenseitsreisen benutzen.
Exkurs: The Ones Above120
Der Untertitel der Originalversion des Kurzromans Sixth of the Dusk lautet: A Cosmere Novella. Dieser Paratext ordnet die Novelle in eine Serie von Erzähltexten ein, die in einem fiktiven Universum angesiedelt sind, dem Cosmere, Sandersons Andere Welt. Jeder Planet dieses Universums partizipiert
an einer Urenergie, die Materie und Energie zugleich ist. Am Beginn zersplittert das urzeitliche
Adonalsium. Die einzelnen Splitter (shards), die ein enormes magisches Potenzial besitzen,
initiieren, wie archetypische Urprinzipien, die Entwicklung der einzelnen Planeten und ihrer
Kulturen. Die mysteriösen Ones Above scheinen einen Teil dieses Potenzials zu repräsentieren,
dessen Wirkung im Cosmere immer Wandel, Veränderung und Entwicklung bedeutet.
Diese mysteriösen Ones Above, deren Herkunft und Charakter nicht explizit ist, kommen von den Sternen (they can sail the skies). Sie sehen aus wie
Menschen, manchmal sprechen sie sogar wie diese, aber sie leben nach Regeln, Normen und
Werten, die fremd sind, und die sie nicht kommunizieren (they have . . . rules, laws that they won´t
explain). Sie betrachten die Ealakin als Kinder (they think we are children),121 und weigern sich, die
Menschen an ihren Wundern (marvels) teilhaben zu lassen. Es scheint ihnen sogar verboten zu sein,
von den Ealakin etwas anzunehmen. Später versprechen sie ihnen, später, wenn die Ealakin weit
genug entwickelt sind. Dusk ist der Meinung, dass es besser sei, wenn die Ones Above sich nicht um die Ealakin kümmern würden.122 Er denkt wie Elster, eine der Figuren in Steven Eriksons Spiel der Götter, der
sagt: »Besser die Götter bemerken uns nicht!« Vathi ist beeindruckt und fasziniert, und auch verblendet, von den technischen Möglichkeiten der Ones Above und hält Dusk entgeben: You haven´t seen the things they can do; they know so much.123 Obwohl sie sich bewusst ist, dass die Ones Above den Kontakt nicht selbstlos suchen (they are after something) bleibt sie enthusiastisch, verführt von den vermeintlichen Vorteilen. Von ihnen weiß Vathi auch, dass es andere Welten gibt, andere Kulturen als die unserige, dass man den Himmel befahren kann. We are not unique, sagt sie zu Dusk,
yet the Ones Above come back here and time again. They do want something. You can see it in their eyes.124 Vathi besitzt nämlich ein Gerät, dass die Position der Aviar feststellen kann (it´s like a map;
it point the ways to Aviar). Dieses Gerät ist eine Taschenausgabe eines anderen, viel größeren, dass, die Northern Interest Trading von ihrem Schiff aus bedienen kann. Dieses Instrument kann die Position jedes Aviar auf Patji bestimmen und ihn in einer Karte markieren (the larger one can
create an enormous map, one of an entire island; that map will include a dot marking every Aviar125). Und dieses Gerät gehört den Ones Above. Von einem ihrer Botschafter erfuhr Vathi, sie seien after the Aviar. The Ones Above are always fascinated with them. I think they want to find a
way to trade for the birds, a way their laws allow. They hint that we might not be safe, that not everyone Above follow their laws.126 Die Northern Interest Trading hat inzwischen Kontakte zu den Ones Above geknüpft, versteht aber
deren Absichten nicht wirklich, und hat Schwierigkeiten, mit ihnen zu kommunizieren.
Die große,
auf ihrem Schiff installierte Maschine beeinflusst die psychische Kommunikation des Aviar mit
seinem Besitzer. Saks Prophezeiungen werden durch den Einsatz dieser Maschine inflationär:
Überall und ständig zeigt er Dusk seine potentiellen Tode.
Sak quivered on his shoulder. Dusk saw death all around him. The moment they had engaged the machine, the corpes had piled up. If they used it again, the results would be horrible.127 Dusk sieht im Einsatz der Maschine der Ones Above eine Katastrophe für Patji heraufziehen, da sie
das Verhalten und die Reaktion der Tiere der Insel, das gesamte ökologische Gleichgewicht,
irreversibel verändert. Niemand kann die Konsequenzen des Einsatzs voraussehen, davor warnt der
Waldläufer. Außerdem kartiert sie die Position aller Aviar und gewährt den Ones Above, deren
Absichten und Ethik niemand kennt, einen totalen Zugriff auf diese Vögel.
In dem Moment, als er das begreift, das Dilemma erkennt, in dem die Menschheit sich befindet,
entschließt sich Dusk ohne Rücksicht auf die eigene Person, sofort aufzubrechen um den Einsatz
der Maschine zu verhindern, obwohl die Nacht anbricht und die Karnivoren erwachen:
„We can stop them from using the machine again.“ [...] „Because if we don´t, it will destroy the island.“128
Anmerkungen
111 Bei der Fertigstellung meiner Studie war der dritte Band der Trilogie noch nicht erschienen. Insfern bleibt es den Leser*innen überlassen, sich von dem Ende überraschen zu lassen.
112 Schon in seinem Wagner-Brevier illustriert George B. Shaw einige Szenen seiner Interpretation von Richard
Wagners Ring der Nibelungen mit Hilfe der zu Wagners Lebenszeit gebräuchlichen, revolutionären
Kapitalismuskritik. In dieser Sichtweise erscheint bespielsweise Alberich als der naturausbeutende Kapitalist, der
sich von allen Werten und ethischen Prinzipien losgesagt hat.
113 Es ist allerdings charakteristisch, dass Sandersons Hauptfiguren, wie es der bereits in der Mythologie tradierte
Archetypus diktiert, an ihrer Aufgabe scheitern, ohne dass ihre Gemeinschaft durch ihr selbstloses Wirken eine
bessere geworden wäre. Sanderson Sichtweise, die er der Ideologie der Kirche der Heiligen der letzten Tage
verdankt, der er als Mitglied auch angehört, führt seine narzisstischen Helden, Männer und Frauen wie Raoden,
Sarene, Vivenna, Kelsier, Vin, Karazan oder Dusk, auf den heroischen Weg des selbstlosen Opfers, den auch Jesus ging.
114 Aus der Perspektive der christlichen Mythologie ist Juhut die feuerige Atmosphäre des Heiligen Geistes, der über
Babu kommt, wie die Taube über die Zwölf Apostel. Für die Apostel bedeutete diese Erleuchtung eine Erweiterung
ihres Bewusstseins, die ihnen Zuversicht im Glauben und das Zungenreden gab. Bewusstseinserweiterung und
Zungenreden sind Mittel und Vorausetzung, die auch Babu erwerben muss, damit er seine Aufgabe bei der Heilung
seiner gefährdeten Welt wahrnehmen kann. Wie der Heilige Geist sind Besessenheiten dionysischer oder
mantischer Art Zeugnis numinoser Ergriffenheit durch eine Macht, die nicht ohne weiteres eine Person ist,
sondern eine erregende Atmosphäre, die Apostel, Orphiker, Bakchen und Voodo-Adepten in ihrem Bann hält.
115 Paulus im zweiten Brief an die Korinther (3,17), Die Bibel. Einheitsübersetzung, Freiburg, Basel und Wien,
1980:1299.
116 Griech. auch mainades (Maenaden), die „Rasenden, Dionysosverehrerinnen, die in langen Gewändern mit
Rehfellen darüber, mit aufgelösten Haar, in den Händen Schlangen durch die Wälder tobten, Rehkälbchen
fingen, denen sie das Fleisch mit den Zähnen lebendig vom Leibe rissen“ (Hans Lamer, Wörterbuch der
Antike, 1976:85).
117 Mantik, griech. mantike, die Kunst des Orakels, der Divination.
118 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1457.
119 Überliefertes Volksgut aus dem frühen 19. Jahrhundert, das im Original in niederösterreicher Mundart gesungen
wurde. In seiner ursprünglichen Version ein Liebeslied, hat es sich der Liedtext in seiner Geschichte zu Strophen
gewandelt, die von schmerzlichem, endgültigem Abschied handeln, wie ihn nur der Tod mit sich bringt.
120 Für Sandersons HWJ, Die Cosmere-Kosmologie vgl. [ https://gruenesonnen.wordpress.com/2014/11/19/cosmere-brandon-sandersons-kosmogonie/ ].
121 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1670.
122 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1670.
123 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1681.
124 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1681.
125 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1701.
126 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1691.
127 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1703-1711.
128 Sanderson, Sixth, Ebook, 2014:Pos.1711.
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